Größter Staudamm in Irak droht zu brechen

Flutkatastrophe mit bis zu 500.000 Toten befürchtet / Mossul-Sperre war zeitweise unter Kontrolle des IS / Staumauer muss ständig stabilisiert werden - aber Maschinen und Material fehlen

  • Lesedauer: 2 Min.
Wenn die Schneeschmelze einsetzt steigt der Pegel des Tigris - und drückt auf den größten Staudamm des Irak. Der droht zu brechen, was eine Katastrophe mit hunderttausenden Toten auslösen würde.

Berlin. Der größte Staudamm im Irak, die sogenannte Mossul-Sperre, droht im Zuge der Schneeschmelze im Frühjahr 2016 zu brechen. Würde die Talsperre brechen, droht die Stadt Mossul im Nordirak von den gestauten Wassermassen des Tigris bis zum 20 Meter überflutet zu werden – eine Katastrophe mit bis zu 500.000 Toten wird dabei befürchtet, Millionen Menschen würden obdachlos, selbst in Bagdad würden die Fluthöhe noch vier Meter betragen. Zuletzt warnte ein US-General vor den Folgen eines Dammbruchs.

Schon 2006 hatte das Ingenieurskorps der US-Armee den 1986 fertiggestellten Damm als »gefährlichsten Staudamm der Welt« bezeichnet. Derzeit untersuchen Taucher das Fundament der 3,5 Kilometer langen und 113 Meter hohen Staumauer – und was sie dort finden, ist beunruhigend. Da die Staumauer auf einem weichen Untergrund aus Gips und Tonerde steht, spült das Wasser dort ständig neue Hohlräume aus. Dem begegnete man mit umfangreichen Sanierungsarbeiten, ab 2011 übernahm beispielsweise eine deutsche Spezialtiefbaufirma die Arbeiten, die unter anderem darin bestand, fortwährend eine Spezialzementmischung in die Hohlräume zu pumpen. Der Vertrag über diese Arbeiten lief eigentlich über sechs Jahre. Seit August 2014 jedoch ruhen die Arbeiten: Die Milizen des Islamischen Staates (IS) hatten am 9. August 2014 den Staudamm erobert. Kurdische Milizen konnten ihn zwar bereits sieben Tage später zurückerobern – aber alle Spezialmaschinen hatte der IS beim Rückzug mitgenommen und die Fabrik, in der die Spezialzementmischung hergestellt wird, liegt in einem Gebiet, das weiterhin vom IS kontrolliert wird.

Nachdem lange Zeit die irakischen Behörden den Zustand des Bauwerks nicht als besorgniserregend anerkennen wollten, ist jetzt Bewegung in die Frage, gekommen, berichtet die österreichische »Freie Presse«: US-Präsident Barack Obama habe den irakischen Premierminister Haider al-Abadi persönlich via Telefon gebeten, zu handeln. Und das irakische Kabinett beauftragte am vorgestrigen Dienstag den italienischen Trevi-Konzern , die Fundamente zu sanieren. Die Arbeiten sollen anderthalb Jahre dauern und rund 380 Millionen US-Dollar kosten. Dabei sollen rund 450 italienische Soldaten die Baustelle schützen – das Operationsgebiet des IS liegt keine 50 Kilometer entfernt. nd/stf

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