Kommentar

Hakle-Feucht-Hörsaal

  • Lesedauer: 2 Min.
Jürgen Amendt über »kundenorientierte« Hochschulen

Vom Präsidenten des Fußballvereins 1. FC Union Berlin Dirk Zingler ist folgendes Bonmot überliefert. Er möchte nicht, dass die Spiele im Stadion »Alte Försterei« in Berlin-Köpenick irgendwann in der »Hakle-Feucht-Arena« stattfinden. Damit begründete Zingler den Schritt der Vereinsführung, Ausbau und Unterhalt des Stadions im Wesentlichen durch den Verkauf von Aktien an Vereinsmitglieder zu finanzieren und nicht auf finanzkräftige Sponsoren zurückzugreifen. Man wolle, so Zingler vor 15 Jahren, die »Seele des Fußballs« retten, ein Fußballstadion solle ein authentischer Ort des Sports und keine Werbefläche für Pharmafirmen und andere Konzerne sein.

Der 1. FC Union spielte damals in der 2. Liga - und dort ist er heute noch. Vielleicht wäre mit dem Geld von Sponsoren mehr drin gewesen, vielleicht könnte der Verein mittlerweile im »Exzellenzwettbewerb« der Großen wie Borussia Dortmund oder Bayern München mithalten. Doch die Fans wären nicht mehr die gleichen; das Publikum würde Kundschaft genannt werden, wäre austauschbar, würde bei Misserfolg die Gefolgschaft rasch aufkündigen.

Was das mit Hochschulpolitik zu tun hat? Sehr viel. Einst spielten vielleicht nicht alle deutschen Universitäten in der ersten Liga, aber sie hatten Studenten, die lernen wollten, die sich engagierten. Universitäten hatten eine »Seele«. Heute haben sie ein »Image«. Studenten sind »Kunden« und keine Wissbegierigen, Professoren »Dienstleister« und keine Lehrenden mehr.

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