Werbung

Flüchtlingskinder lernen Verkehrsregeln

Infrastrukturministerin übergibt der Verkehrswacht ein mit Lottomitteln finanziertes Auto

  • Anna Ringle
  • Lesedauer: 2 Min.
Einbahnstraße, Fahrradweg, Vorfahrt: Wenn Flüchtlinge in Deutschland ankommen, stehen sie vor einem Schilderwald. Die Verkehrswacht will vor allem die Kinder trainieren, um Unfälle zu vermeiden.

Ahmed setzt sich einen Fahrradhelm auf und tritt in die Pedale. Erst balanciert er sein Rad über eine lange schmale Latte, dann kommt der Slalomparcours - geschafft. Der Zwölfjährige trainiert am Montag mit seinen Mittschülern vor der Regine-Hildebrand-Grundschule in Cottbus. Die örtliche Verkehrswacht will Flüchtlingskindern durch den Schilderwald deutscher Verkehrsregeln helfen. »Am Anfang war es schwer, sich alles zu merken, aber jetzt klappt es«, sagt Ahmed, der vor einigen Monaten mit seiner Familie aus Syrien kam. Zweite Runde.

»Wir fangen bei vielen Flüchtlingskindern bei Null an«, erläutert der Geschäftsführer der Verkehrswacht Cottbus, Manuel Helbig. »Wir haben zum Beispiel immer wieder beobachtet, dass bei Rot über die Ampel gegangen wird.«

Mit einem neuen Auto, das das Land Brandenburg aus Lottomitteln bereitstellte, wollen die Verkehrserzieher künftig zahlreiche Grundschulen, Kitas und Flüchtlingsheime in Südbrandenburg ansteuern. In dem Transporter sind Fahrräder, Verkehrsübungsschilder und Laufräder. Ein Dolmetscher soll übersetzen, wenn es mit der Verständigung hakt.

In Schulen und Kitas sollen einheimische Kinder mit Flüchtlingskindern gemeinsam die Verkehrsregeln lernen, so wie hier in Cottbus an der Regine-Hildebrand-Schule. »Der Bedarf ist groß«, sagt Helbig. Bevor die Viertklässler auf die Fahrräder steigen, pauken sie im Klassenzimmer die Bedeutung von Verkehrsschildern: Vorfahrtsstraße, Fahrradweg, Stoppschild.

Brandenburg fördert die Verkehrserziehung von Flüchtlingen. Erste Projekte seien schon im zweiten Halbjahr 2015 entstanden, sagt Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (SPD) bei der Übergabe des Autos. Die Höhe der Gesamtförderung sei bislang noch nicht festgelegt. Man hoffe, dass weitere Projekte starten.

Die Hälfte der Verkehrswachten im Land habe mit Flüchtlingsinitiativen begonnen oder bereite solche vor, teilt die Landesverkehrswacht mit. Im Frühjahr werde es verstärkt Praxiskurse mit Fahrrädern geben. In Kürze sollen auch Broschüren in verschiedenen Sprachen vorliegen.

Auch der Autoclub ADAC will bald mit Flüchtlingsprojekten starten. Schon jetzt biete man Lehrmaterial an, sagt Jörg Becker, Leiter der ADAC-Verkehrsabteilung. Verkehrserziehung für Flüchtlinge sei dringend notwendig, vor allem auf dem Land, ergänzt er. Unfallgefahr bestehe zum Beispiel, wenn Flüchtlinge im Dunklen auf Landstraßen zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind. »Viele kennen sich mit den Verkehrsregeln nicht aus«, sagt Becker. dpa

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.