Asylfeinde auf nd-Webseiten umgeleitet
Mehrere hundert Menschen tragen in Rathenow immer wieder ihre fremdenfeindlichen Ansichten auf die Straße. Berichten zufolge sinken die Teilnehmerzahlen zwar, dennoch gelten die asylfeindlichen Aufmärsche als die im Moment größten in Brandenburg.
Hinter den Demonstrationen steht das Bürgerbündnis Havelland. Es trifft in Rathenow auf kreative Gegenwehr, aber nicht nur dort. Das Bündnis wird seit Dienstagmittag auch listig im Internet bekämpft. Wer zwei vermeintliche Webseiten des Bürgerbündnisses aufruft, landet bei Artikeln der sozialistischen Tageszeitung »neues deutschland«, die unter dem Schlagwort »Nazis« zusammengefasst sind. Zu finden ist dort beispielsweise der aktuelle Hinweis: »Rechte Welle überspült Region. Noch nie wurden in Berlin und Brandenburg so viele asylfeindliche Aufmärsche gezählt.«
Die gewitzte Idee hatte die lose und anonym agierende Künstlergruppe »Freunde der toten Kinder«, die damit an das »nd« herantrat. Die »Märkische Allgemeine Zeitung« berichtete schon darüber, und der Presseservice Rathenow griff die Sache mit der Bemerkung auf, die Spaßguerillaaktion scheine ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben.
Es ist nicht der erste Coup der Künstler, und es wird bestimmt nicht ihr letzter sein. Ende Januar behinderten die Künstler einen asylfeindlichen Aufmarsch, indem sie in Rathenow eine symbolische Pappmauer errichteten.
Hintergrund der jüngsten Aktion: Für das Bürgerbündnis wurde nur die Webseite buergerbuendnis-deutschland.de reserviert und bisher nicht mit Inhalten gefüllt. Vergessen wurden dabei die möglichen Varianten buergerbuendnisdeutschland.de und bürgerbündnis-deutschland.de. Diese zwei Seiten kaufte in der vergangenen Woche das »nd«, wie Geschäftsführer Olaf Koppe bestätigt. »Wir bezwecken damit, dass über die beiden Seiten keine Inhalte verbreitet werden, die gegen Flüchtlinge Stimmung machen«, sagt er – und freut sich, dass dies gelungen ist.
Die »Freunde der toten Kinder« erklären, dass sie den anmaßenden Namen »Bürgerbündnis Deutschland« den »rechten Hasspredigern nicht widerstandslos überlassen« wollten. Sollen die sich doch einen neuen Namen suchen, sticheln sie.
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