Von der Schule zur Notunterkunft zur Schule

Flüchtlingsunterkunft soll Willkommensklassen weichen

  • Johanna Treblin
  • Lesedauer: 2 Min.
Die ehemalige Teske-Schule am Tempelhofer Weg soll von einer Flüchtlingsunterkunft zu einer Flüchtlingsschule werden.

Der Senat will eine Notunterkunft für Flüchtlinge in Schöneberg räumen, um dort Willkommensklassen für Kinder im schulpflichtigen Alter aus den Hangars am ehemaligen Tempelhofer Flughafen einzurichten. Die Initiative »Schöneberg hilft« und die Grünen im Bezirk kritisieren, die bisherigen Integrationsleistungen gingen verloren.

In der ehemaligen Teske-Schule in Laufnähe zu den Hangars leben derzeit 220 Flüchtlinge, darunter auch 60 Kinder. Die Initiative »Schöneberg hilft« organisiert dort Sprachkurse, begleitet die Bewohner zu Behörden, gibt Nachhilfeunterricht und bietet Freizeitaktivitäten an. Würden die Bewohner nun auf unterschiedliche Erstaufnahmeeinrichtungen verteilt, gingen die »Früchte der Arbeit« verloren, kritisiert die Initiative in ihrem Offenen Brief an den Senat.

Für die Grünen in Tempelhof-Schöneberg bedeutet die Einrichtung einer Flüchtlingsschule mit 20 Willkommensklassen auch, dass der Senat die Hangars als Dauerunterkunft sehe. Dort leben derzeit rund 2000 Menschen, davon 600 schulpflichtige Kinder. »Offensichtlich geht der Senat davon aus, dass die in den Hangars untergebrachten Flüchtlingsfamilien dort Monate oder Jahre verbringen müssten«, sagte die Kreisvorsitzende Catherina Pieroth-Manelli. »Der Senat räumt hier unfreiwillig das Scheitern seiner bisherigen Politik ein.« Er offenbare, dass er auch für die Zukunft keinerlei Vorstellungen von einer guten Integration der Flüchtlinge habe.

»Eine Integration der Flüchtlingskinder wird es nur geben, wenn sie schnellstmöglich in die regulären Schulen kommen, dort am gemeinsamen Unterricht mit anderen Kindern teilhaben«, so Pieroth-Manelli.

»Für uns zählt jeder Tag«, sagte hingegen eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Bildung. Solange die Kinder in den Hangars untergebracht seien, sollten sie auch beschult werden - egal, ob es sich dabei um ein paar Wochen oder Monate handele. Die Dauer der Unterbringung in einer Notunterkunft sei Sache des Landesamts für Gesundheit und Soziales. Die Kritik der Grünen sei im Senat »kopfschüttelnd zur Kenntnis genommen« worden.

Die Willkommensklassen sollen keine eigenständige Schule stellen, sondern als Zweigstelle einer anderen Schule im Bezirk eingerichtet werden. Nach Angaben der Senatsverwaltung gibt es derzeit über 720 Willkommensklassen mit zusammen 8500 Schülern. Kinder ohne Deutschkenntnisse sollen zunächst die Sprache erlernen, bevor sie dann in den regulären Unterricht integriert werden.

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