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Fingerspitzengefühl gefragt

Sachsens Museen sollen menschliche Gebeine zurückgeben

  • Lesedauer: 2 Min.
Die Aufbewahrung menschlicher Überreste in Museen erfordert Sensibilität. Die Sammlungen sehen sich aber auch verpflichtet, ihre Bestände zu bewahren - und reagieren auf jede Rückgabeforderung.

Dresden. Sachsen sieht sich mit Ansprüchen zur Rückgabe menschlicher Gebeine aus Museen konfrontiert. Den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden lägen Anfragen aus den USA, Australien und Neuseeland vor, teilte das Kunst- und Wissenschaftsministerium dieser Tage in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage an das Parlament mit. Rechtsansprüche lassen sich daraus aber nicht ableiten. Grund: Deutschland hat das entsprechende internationale Abkommen bisher nicht ratifiziert.

»Gleichwohl gehört ein sensibler und angemessener Umgang mit menschlichen Überresten zum Grundkonsens staatlicher sächsischer Kultureinrichtungen«, teilte Landesministerin Eva-Maria Stange (SPD) mit. Sie verwies auf Empfehlungen des Museumsbundes, der unter anderem eine Einzelfallprüfung vorschlägt.

Menschliche Gebeine lagern auch im Landesamt für Archäologie, das Bestände aus 300 000 Jahren Menschheitsgeschichte aufbewahrt. Bei den Gebeinen handelt es sich zumeist um Knochen und Asche von Toten. Die Anthropologische Sammlung im Museum für Völkerkunde der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden umfasst etwa 6100 Objekte - Schädel, Skelette, Knochen, Haarproben und Mumienteile. Die meisten davon stammen aus Sachsen. Ferner gehören zwei im vorigen Jahrhundert erworbene Sammlungen von Friedhöfen in Wolkenstein und Annaberg-Buchholz zu dem Bestand. Die 1815 gegründete anatomische Sammlung des heutigen Universitätsklinikums Dresden bewahrt etwa 650 Objekte auf, hinzu kommt ein Konvolut von Schädeln aus dem pazifischen Raum. Nach Angaben des Ministerium befinden sich in den Staatlichen Ethnografischen Sammlungen auch bearbeitete Fragmente menschlicher Gebeine und Schädel als Bestandteile von Ritualobjekten oder Waffen. Die menschlichen Überreste im Landesamt für Archäologie seien Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen zu den Lebens- und Umweltbedingungen, zu Wanderungsbewegungen und der Demografie von der Vorgeschichte bis zur Neuzeit, hieß es. Sie würden gelegentlich auch in Ausstellungen gezeigt, um diese Erkenntnisse zu veranschaulichen und zu vermitteln. So plane das Staatliche Museum für Archäologie Chemnitz zum Beispiel eine Sonderschau zu Bestattungssitten der Bronzezeit, bei der das Gräberfeld von Niederkaina bei Bautzen im Zentrum stehe. dpa/nd

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