Gewaltig überfordert
Johanna Treblin fordert mehr Personal für die Verwaltung
Jetzt hat auch der Senat eingesehen, dass erstens ein Großteil der Flüchtlinge bleiben und zweitens noch mehr ankommen werden. Dadurch werde »in den kommenden Jahren eine erhebliche Integrationsaufgabe« auf die Stadt zukommen, heißt es im Aufschlag der Senatskanzlei für einen »Masterplan Integration und Sicherheit«, der an diesem Mittwoch im Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses behandelt wurde. Er soll die Flüchtlinge nun mit Bildung, Arbeit und Wohnraum versorgen und Lösungen für das Zusammenleben von alten und neuen Berlinern entwickeln.
Das Konzept liest sich gut und vernünftig, und die genannten Herausforderungen klingen nach einer ressortübergreifenden Aufgabe für die Senatoren für Arbeit, Bildung, Stadtentwicklung und Integration. Doch nein, die sollen es nicht richten. Stattdessen soll das eine Unternehmensberatung übernehmen. Damit verantwortet McKinsey demnächst die komplette Flüchtlingspolitik Berlins.
Seit rund vier Monaten haben Berater von McKinsey unentgeltlich die Abläufe des Landesamts für Gesundheit und Soziales verbessert - oder zumindest verändert. Dann hat am 18. Januar der McKinsey-Mann Sebastian Muschter als Interimspräsident des LAGeSo angefangen, Personal aufzustocken. Jetzt soll sein ehemaliger Arbeitgeber auch noch die Integration der Flüchtlinge in Arbeit und Nachbarschaft organisieren. Diese »gewaltige« Aufgabe sei für Berlins Senat alleine zu groß, heißt es aus der Senatsverwaltung für Gesundheit.
Das ist ein weiteres Armutszeugnis für den Senat. Statt Unsummen an externe Prüfer und Berater zu verteilen, sollte der Senat endlich das eigene Personal endlich vernünftig aufstocken und wo nötig besser schulen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.