Mehrere Tote bei Explosion in Ankara
Behörden sprechen von mindestens 18 Toten und 45 weiteren Verletzten / Offenbar Autobombe neben Militärfahrzeugen detoniert / Ministerpräsident Davutoglu sagt Gespräche in Brüssel ab / Regierung erlässt Nachrichtensperre
Ankara. Bei einer heftigen Explosion in Ankara sind am Mittwoch nach Behördenangaben offenbar mindestens 18 Menschen getötet worden. Mindestens 45 weitere Personen seien bei dem laut den lokalen Behörden mutmaßlichen Autobombenanschlag verletzt worden, sagte der Gouverneur der türkischen Hauptstadt, Mehmet Kiliclar, den TV-Sendern CNN-Türk und NTV. Kurz nach der Detonation war noch von zunächst fünf Toten und zehn weiteren verletzten die Rede gewesen.
Der Tatort wurde von der Polizei abgeriegelt. Ziel des vermuteten Anschlags soll ein Konvoi von Militärfahrzeugen im Zentrum Ankaras gewesen sein. Justizminister Bekir Bozdag sprach wenigen Minuten nach Bekanntwerden der Detonation bei Twitter bereits von einem »Terrorangriff« und verurteilte die Tat, ohne jedoch weitere Einzelheiten zu nennen. Den Angehörigen der Opfer sprach er sein Beileid aus.
Auch die Armee sprach inzwischen von einem Anschlag. Ziel des »Terroranschlags« seien mehrere Fahrzeuge gewesen, die Angehörige der Streitkräfte transportiert hätten, teilte das Militär am Mittwochabend mit. Zu der Detonation sei es gekommen, als die Fahrzeuge gegen 18.30 Uhr (Ortszeit/17.30 MEZ) an einer Ampel gehalten hätten. Es handele sich um einen »niederträchtigen und verräterischen Angriff«. Das Militär bestätigte, dass unter den nach Regierungsangaben mindestens fünf Toten auch Soldaten seien. Genaue Angaben machte die Armee nicht.
Wie zuletzt immer wieder verhängte der Oberste Rundfunk- und Fernsehrat RTÜK, zuständig für den priavten Rundfunk, im Auftrag der türkischen Regierung eine Nachrichtensperre.
Laut der türkischen Nachrichtenagentur Dogan ereignete sich die Explosion nahe einem Wohngebiet für Soldaten. Zahlreiche Krankenwagen seien im Einsatz. Über dem mutmaßlichen Anschlagsort stieg dichter Rauch auf. Die Nachrichtenagentur dpa meldete, die Detonation habe sich im Regierungsviertel Cankaya vor einem Gebäude der Luftwaffe in der Nähe des Parlaments ereignet. Über die Hintergründe ist bislang nichts bekannt.
Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte nach dem mutmaßlichen Bombenanschlag seinen Besuch in Brüssel zu Gesprächen über die Flüchtlingskrise ab. Das berichtete der Sender CNN Türk am Mittwochabend. Davutoglu wollte am Donnerstag in Brüssel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras zusammenkommen.
In der Türkei gilt seit dem bislang blutigste Anschlag auf türkischem Boden, bei dem im Oktober in Ankara 103 Menschen getötet worden waren, die höchste Terrorwarnstufe. Die Behörden machten damals die Dschihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) für die Tat verantwortlich. Bei einem Selbstmordanschlag eines mutmaßlichen IS-Anhängers auf eine deutsche Reisegruppe in Istanbul wurden im Januar zehn Bundesbürger getötet. Ein elftes Opfer starb später im Krankenhaus. Agenturen/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.