Gedenkkultur
Gabriele Oertel über die Erinnerung an einstige Helden
Sitzungen gehören zum Tagesgeschäft in Redaktionen. Manche wollen scheinbar nie enden, andere geraten nach Meinung des Chefredakteurs immer zu kurz - und die dritten sind einfach lustig. Im »nd« sind das immer diejenigen, auf denen die nette Feuilletonrubrik »Heute wäre der Künstler xy 95 Jahre alt geworden« eine Rolle spielt. Manchmal schaut ein Teil der Kollegen, die erst nach Renteneintritt des Verblichenen das Licht der Welt erblickten und/oder aus einem anderen Teil des einig Vaterlandes stammen, betroffen aus dem Fenster. Des öfteren murmelt einer seinem Nachbarn zu, von xy noch nie etwas gehört zu haben. Und mitunter wird heftig diskutiert, ob, wann, wie häufig derlei Erinnerung - möglicherweise demnächst auch zum 92. Geburtstag - in der Zeitung nötig ist. Zu beobachten ist bisweilen, dass sich die ärgsten Befürworter dieser Art Gedenkkultur für die Ignoran...
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