Ich möchte lieber nicht
Die »Generation Y« lebt zwischen sinnfreier Plackerei und prekärer Freiheit. Von Christian Baron
Zwei Süchte gibt es, die in dieser Gesellschaft nicht nur weithin akzeptiert sind, sondern auch sozial gefordert und gefördert werden. Die eine betrifft das exzessive Sporttreiben. Wer fünfmal in der Woche trainiert, erntet eher Achtung denn Ächtung. Indem der unablässig übende Mensch jedweder Bequemlichkeit entsagt und sich im Schweiße seines Angesichts einer biologistisch entschlackten Phänomenologie der Selbstoptimierung hingibt, präsentiert er sich als potenziell immer zur Erwerbsarbeit bereit.
Denn in wenig mehr als in Arbeit, so scheint es, soll der Mensch seinen Lebenssinn finden. Das ist die zweite sozial erwünschte Sucht: Selbst die nichtigsten Verrichtungen des Alltagsgeschäfts avancieren zu Sternstunden irdischer Existenz, wenn vom Politiker über die Architektin und die Reinemachefrau bis zum Journalisten alle mit freudefunkelnden Augen davon berichten, wie im schöpferischen Akt das Zeitgefühl entschwindet, die körperli...
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