Kinder in höchster Not
UN-Organisationen fordern sichere Fluchtwege
Genf. Seit September seien an jedem Tag durchschnittlich zwei Flüchtlingskinder auf dem Weg nach Europa im östlichen Mittelmeer ertrunken, erklärten das UN-Kinderhilfswerk UNICEF, das Flüchtlingshilfswerk UNHCR und die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Freitag in Genf.
»Dies ist nicht nur ein Problem des Mittelmeerraums oder eines von Europa«, sagte IOM-Generaldirektor William Lacy Swing. »Es ist eine menschliche Katastrophe, die immer schlimmer wird und die den Einsatz der ganzen Welt erfordert.«
Seit vergangenem September, als das Bild des toten syrischen Flüchtlingsjungen Aylan Kurdi das Thema weltweit in die Medien brachte, sind nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 340 Kinder im östlichen Mittelmeer ertrunken. Der Teil der Ägäis zwischen der Türkei und Griechenland sei eine der gefährlichsten Fluchtrouten überhaupt, erklärte UNICEF-Exekutivdirektor Anthony Lake. Vor allem im rauen Seegang im Winter drohten die instabilen und überladenen Boote zu kentern. »Die Länder können und müssen enger zusammenarbeiten, um diese gefährlichen Fahrten sicherer zu machen«, forderte der Exekutivdirektor des Kinderhilfswerks, das seinen Deutschland-Sitz in Köln hat.
Die Einrichtung von sicheren Fluchtwegen, etwa in Form von Programmen zur Umsiedlung und Familienzusammenführung, müsse absolute Priorität haben, um die Todeszahlen zu verringern, betonten die UN-Organisationen. Zudem müsse das Vorgehen gegen Schlepper verstärkt werden. Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, hat den Angaben zufolge für den 30. Mai in Genf zu einer Konferenz über legale Zuwanderungsmöglichkeiten eingeladen.
Unterdessen hat der Flüchtlingszustrom nun auch die griechische Mittelmeerinsel Megisti erreicht. »Hier herrscht Ausnahmezustand. Seit Montag sind mehr als 700 Migranten angekommen«, sagte Jonathan Stefanou, der den lokalen Radiosender Radio Kastellorizo 104,3 betreibt, am Freitag. Die Insel hat offiziell etwa 490 Einwohner. »Im Winter sind wir hier nur rund 80 bis 100 Seelen«, sagte Stefanou. Die zehn Polizisten und Beamten der Küstenwache sowie der einzige Arzt auf dem knapp zwölf Quadratkilometer großen Eiland seien überfordert. »Sogar auf der nahe gelegenen unbewohnten Kleininsel Ro sind gestern 153 Migranten gelandet«, so Stefanou. Viele schliefen im Freien. Rund 80 Kinder mit ihren Müttern wurden in einem kleinen Kulturzentrum untergebracht. Agenturen/nd
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