Chemie-Philosoph unter Arrest

Robert Havemann: Wie das Vorgehen gegen einen Kritiker den Unmut steigerte. Teil XIII der Serie über die DDR 1976

  • Karsten Krampitz
  • Lesedauer: ca. 8.0 Min.

Der Versuch der SED, den Philosophen und Kritiker Robert Havemann ruhig zu stellen, ließ den Unmut in der DDR nur noch lauter werden.

Versteht man unter Politik nicht nur ein Tauschgeschäft, das dem Machtzuwachs dient, sondern auch die Fähigkeit auf aktuelle Vorgänge in der Gesellschaft mit Augenmaß zu reagieren, das heißt die richtigen Dinge zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sagen und zu tun, so betrieb das Politbüro in jenen Monaten keine Politik - die Parteispitze übte ihre Herrschaft aus, auch und erst recht im »Fall Havemann«.

Noch am 15. November 1976, einen Tag vor der Biermann-Ausbürgerung, hatte Gernot Windisch, der Leiter der Abteilung 1A beim Generalstaatsanwalt der DDR, auf Anweisung des Ministeriums für Staatssicherheit gegen Robert Havemann beim Stadtbezirksgericht Berlin Mitte einen Haftbefehl beantragt, der dann auch unverzüglich ausgestellt wurde. Vorgesehen war, Havemann zunächst ins Haftkrankenhaus des MfS einzuliefern. Denn aufgrund seines Gesundheitszustandes war mit einer Haftunfähigkeit zu rechnen. Die simulierten Ermittlungen gegen i...


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