Freizeitburnout nach Freizeitzwangsmaßnahmen

Christoph Marthalers »Hallelujah (Ein Reservat)« an der Volksbühne

  • Gunnar Decker
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

Vorn links oben eine überdimensionale Glühbirne. Ihr Licht reicht nicht gerade weit. Immerhin illuminiert dieser Lichtkörper sich selbst. Darunter liegt breit gestreut eine Art fröhliches Trümmerfeld aus lauter Freizeitmüll, bevorzugt Plastegartenstühlen mit abgebrochenen Beinen. Überhaupt, überall Plaste: als Folie, Sack, Knäuel - eine undefinierbare Erbmasse für künftige Generationen. Etwas muss schließlich auch von uns bleiben. Wie immer bei Marthaler versteht im Folgenden nur etwas, wer sich auf die absurde - und darin zweifellos großartige - Formsprache des Schweizer Regisseurs, der zu den Gründungsvätern der heutigen Berliner Volksbühne zählt, einzulassen bereit ist.

Über der Bühnenmüllniederung erhebt sich ein Treppenbogen, der aus Metallrohren und Stufen zusammengeschraubt wurde, vielleicht eine ersatzstoffhaltige Kopie der Seufzerbrücke aus Venedig, vielleicht auch bloß ein minderwertiges Original aus einem anderswo in Konkurs...


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