- Brandenburg
- Brandenburg
Dem Co-Trainer droht die Abschiebung
Zahirat »Hassan« Juseinov von der Flüchtlingsmannschaft »Welcome United 03« soll zurück nach Mazedonien
Potsdam. Die aus Flüchtlingen bestehende Fußballmannschaft »Welcome United 03« aus Potsdam-Babelsberg bangt um ihren Co-Trainer. Bis zum Sonntagmittag hatten 1932 Menschen die Onlinepetition »Hassan bleibt« für Zahirat »Hassan« Juseinov unterschrieben. Dem seit fast sechs Jahren mit seiner Familie in Potsdam lebenden Juseinov droht die Abschiebung in seine Heimat Mazedonien. Mazedonien gilt als sicherer Herkunftsstaat.
Das Projekt »Welcome United 03« hatte bundesweit Beachtung gefunden. Auch der Deutsche Fußball-Bund gehört zu den Befürwortern. Als erster Verein Deutschlands hatte der SV Babelsberg 03 im Sommer 2014 eine Mannschaft in seine Vereinsstrukturen integriert, die ausschließlich aus Flüchtlingen besteht. In kürzester Zeit hatten sich über 60 Flüchtlinge angemeldet. Das Team spielt inzwischen in der Kreisliga im regulären Spielbetrieb.
Erst am Samstagabend waren auf einem Brandenburg-Ball der Wirtschaft in Potsdam Spenden für die Mannschaft gesammelt worden. Versteigert wurden dort ein signiertes Trikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und eine Krawatte von Fernsehmoderator Günther Jauch. Alle Einnahmen des Abends sollten an die »Til Schweiger Foundation« gehen. Mit einem Teil der Summe unterstützt die Stiftung des Schauspielers Til Schweiger »Welcome United 03«. Schweiger begrüßte bei dem Ball den Komiker Dieter Hallervorden und den Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD), der mit seiner Frau Susanne kam.
Woidke nannte das Vorzeigeteam »ein tolles Beispiel, wie Integration über den Sport funktionieren kann«. Die Abschiebung des Co-Trainers bezeichnete Woidke als menschlich nicht nachvollziehbar. Er habe sich deswegen bereits mit Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) in Verbindung gesetzt, sagte Woidke. »Jemand der fünfeinhalb Jahre hier, vollintegriert und momentan jemand ist, der seit Jahren Brücken für Flüchtlinge baut, den dürfen wir nicht abschieben. Das wäre widersinnig«, erklärte Woidke. Juseinov soll sich nach Angaben des Regionalligisten SV Babelsberg 03 bis Dienstag überlegen, ob er Deutschland freiwillig verlässt. Tut er dies nicht, so will ihn die Ausländerbehörde zusammen mit Frau und Kindern abschieben. epd/dpa Seite 11
Onlinepetition: babelsberg.03.de
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.