Wir heilen den BER
Flughafenmanager appelliert an Willen aller Beteiligten, den Flughafen fertigzustellen
Vor dem »Berliner Humor« blieb BER-Technikchef Jörg Marks denn doch nicht verschont. Eigentlich müsste es ja »Fluchhafen« heißen oder »Lothar-Späth-« statt »Willy-Brandt-Flughafen«. Und auf den Hinweis, das vor gut zehn Jahren der erste Spatenstich für das Langzeitbauwerk erfolgte, konnten sich die Mitglieder des Vereins »Initiative Hauptstadt Berlin«, vor denen Marks am Dienstagmorgen referierte, ein paar Lacher nicht verkneifen. Aber am Ende gab es Beifall für den Mann, der seit anderthalb Jahren den Fluch- zum Flughafen machen will.
Um dieses Ziel zu erreichen, bedient er sich auch dramatischer Appelle. »Wir brauchen einen Aufstand der Anständigen, die dieses Projekt fertig haben wollen«, forderte Marks in Anlehnung an Kanzler Gerhard Schröder, der im Jahr 2000 derart auf den Anschlag auf eine Düsseldorfer Synagoge reagiert hatte. Wen genau Marks in Sachen Flughafen zu den Anständigen zählt, blieb unklar. Vielleicht die Firmen, durch die endlich ein »Ruck« ginge, obwohl die eine oder andere noch »pokert«. Wohl eher nicht diejenigen Passagiere, die sich über weitere Verzögerungen freuen, weil sie dann länger von Tegel fliegen könnten. Der alte Flughafen habe einen immensen Investitionsstau, warnte Marks, Mitte 2018 müsse dort Schluss sein.
Deshalb sei die Fertigstellung des BER im zweiten Halbjahr 2017 »alternativlos«. Marks legte sich sogar konkreter fest und nannte den Oktober 2017 als Eröffnungstermin. Als im Dezember 2014 im Aufsichtsrat Hartmut Mehdorn sein Terminband vorstellte, sei der 1. Juni 2017 als Termin genannt worden, »plus minus drei Monate«, so der Manager. Jetzt betrage das Minus vier Monate. Es darf also nichts mehr hinzukommen, um den Oktober zu halten.
Das werde kein Spaziergang, aber die die Arbeiten seien auf »gutem Weg«, versicherte Marks. Die Probleme mit den überbelegten Kabeltrassen seien gelöst. »Die Trassensanierung ist jetzt im Prinzip fertig«, 40 Kilometer Tragsysteme seien neu eingebaut worden, 5500 Kilometer Kabel neu eingezogen worden. »Das war eine Sisyphos-Handarbeit. Als ich angefangen habe, waren erst 23 Prozent fertig«, sagte Marks.
Die größte Überraschung sei für ihn bei seinem Einstieg im Sommer 2014 gewesen, »wie weit weg wir von der Genehmigungsfähigkeit des BER waren«. Es habe bis dahin viele Ad-hoc-Maßnahmen gegeben, aber der rote Faden sei nicht da gewesen. »Wir müssen das Projekt jetzt heilen.« Manchmal sei das wie ein Weihnachtskalender gewesen: »jeden Tag ein neues Thema«, beschreibt er die Sanierungsbemühungen.
Als Ursache der Pannenserie sieht Marks die Erweiterung des Terminals, obwohl dessen Konzeption schon fertig war. »Da wurden 90 000 Quadratmeter Fläche reingeschoben, ohne die Gebäudehülle zu verändern.« 40 Prozent der 4800 Räume seien in Nutzung und Lage verändert worden. Und weil wegen der Architektur keine richtigen Brandabschnitte gebildet werden konnten, braucht es jetzt eine »Riesenbrandschutzanlage«. An die seien noch 200 Räume anzuschließen.
Bis zum Sommer dieses Jahres sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein, damit die Eröffnung Ende 2017 noch klappt. »Wir schaffen das«, zitierte Marks auch eine Nachfolgerin von Schröder. Wunsch des Technikchefs ist es, dass die Berliner am Ende sagen: »So blöd sind die gar nicht.«
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