»Glück«

Neue Oper im Saalbau

  • Lydia Nehring
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.
Wohl jeder Mensch wünscht sich Glück - sei es bei der Suche nach dem idealen Partner, beim Ablegen einer Prüfung oder beim Lotto. Kein Wunder, wenn auch Musiktheater um dieses Thema kreist. Die Werkstatt Neues Musik Theater, die zum zweiten Mal in Kooperation mit der Klangwerkstatt Berlin stattfand, präsentierte im Saalbau Neukölln die Oper »Glück« von Juliane Klein als Uraufführung. Die etwa 50-minütige Produktion, die in Anlehnung an Oscar Wildes Märchen »Die Nachtigall und die Rose« sowie Texten von Gottfried Benn entstand, wurde mit ästhetischem Gespür von Holger Müller-Brandes in Szene gesetzt. Die Künstler bewegen sich zwischen den Zuschauern, die auf Stühlen und Podesten im Saal und auf der Bühne sitzen. Auch die jungen Musiker des Ensembles Experimente finden sich vereinzelt oder in kleinen Gruppen an allen Ecken der Szenerie, um bald melodische, bald disharmonische Klänge durch den Saal zu schicken. Ein roter Teppich teilt den Raum, während ein Spiegel im Hintergrund die Bilder der Ereignisse zurückwirft. Ein junger Mann (Clemens Gnad) träumt von einer jungen Frau (Franziska Rummel). Er möchte ihr eine rote Rose bringen, denn er glaubt, dann würde sie mit ihm tanzen. Gleichzeitig wird eine dunkelhaarige Frau in kurzem Kleid von einem Mann in hellem Anzug quer durch den Saal verfolgt. Er sucht sie zu halten, doch immer wieder entwindet sich die schlanke Person seinen Händen. Sie ist die Nachtigall (Britta Wieland), von welcher der Eichbaum (Kai-Uwe Fahnert) trunken ist. Die Nachtigall aber hat nur Augen für den jungen Mann, den sie für einen wahrhaft Liebenden hält. Deshalb möchte sie ihm helfen, eine rote Rose zu finden. Auf ihrer Suche verraten ihr die rhythmisch gesprochenen Worte des Chores, dass die Sträucher nur weiße und gelbe Rosen tragen. Als die Nachtigall verzweifelt zu Boden sinkt, erfährt sie, sie müsse eine Nacht lang ihre Brust gegen Dornen eines Strauchs pressen, so dass er ihr Herz durchbohrt. Wenn sie dabei für ihn singt, wird eine rote Rose wachsen. Unter der engagierten musikalischen Leitung von Gerhard Scherer stehen die präsenten, jungen Gesangssolisten dem Gropius-Chor Berlin gegenüber, dessen Sänger von 50 bis 80 Jahre alt sind, wie das Libretto präzise vermerkt. Der an Erfahrungen reife Chor, der anfänglich vom Publikum nicht zu unterscheiden ist, übernimmt in dem Werk die Rolle der Gesellschaft. Er verfolgt und kommentiert ein selbstloses Opfer, das vergebens ist. Denn am Ende lehnt die umworbene Frau die Rose des jungen Mannes ab. Schließlic...

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