»Herrliche Prachtsachen«

Karl Kraus feiert seinen Lieblingsdichter Detlev von Liliencron

Einst bewundert von Thomas Mann, Rilke oder Tucholsky, ist Detlev von Liliencron heute nahezu vergessen. Umso schöner, dass uns ein Buch den Dichter nun neu entdecken lässt – durch die Augen des großen Karl Kraus.

Er hatte seinen Dichter früh gefunden. Mit 18 zog er schon als Vorleser durch die Lande, um den Leuten Autoren nahezubringen, die ein gewisser Ludwig Speidel »Kothpoeten« nannte. Das waren in den Augen des namhaften österreichischen Feuilletonredakteurs Leute, die die freundlichen Seiten des Lebens ignorierten und lieber über Armut und Not schrieben. Einer dieser Gescholtenen war Gerhart Hauptmann, ein anderer Detlev von Liliencron (1844 - 1909). Karl Kraus indes liebte diesen Liliencron, und als er im Oktober 1892, gemeinsam mit seinem Mitschüler Anton Lindner, in Wien auftrat, waren dessen Verse natürlich dabei. Der Dichter im fernen Hamburg-Altona war entzückt. »Hochverehrter Herr Kraus«, schrieb er, »besten Dank für Ihr liebes Schreiben und das Programm. Sie können sich vorstellen, welche Freude ich gehabt habe«.

Karl Kraus schwärmte von den »herrlichen Prachtsachen« Liliencrons, er, der sich zu Lobsprüchen nur selten hinreiße...


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