Unvergessen, ungehört, untot
Die Evakuierten aus der Präfektur Fukushima werden in Japan stigmatisiert
Japans Geschichte wiederholt sich. Vor 70 Jahren wurden die Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki zu sozial Geächteten. Die Evakuierten aus Fukushima erleiden ein ähnliches Schicksal.
Wenn Yuuya Kamoshita von Fuku-shima berichtet, spricht er fast nur im Präteritum. »Die Früchte dort schmeckten so gut.« »Nie musste ich Fisch kaufen. Ich fischte selbst.« »Unser Haus war viel größer als das heute.« Meistens blickt der Familienvater dabei auf den Boden. Er hat es sich ja nicht ausgesucht. Die kurze Version seiner Geschichte erzählt er so: »Das Erdbeben und den Tsunami hatten wir noch überdauert, unser Haus war nicht beschädigt. Aber als die Kernschmelzen begannen, packten wir Klamotten und Proviant für einen Tag und fuhren zu den Eltern meiner Frau nach Yokohama.«
Die Kamoshitas dachten, es wäre nur ein kurzer Trip, um die zwei Kinder in Sicherheit zu bringen. Nun sind fünf Jahre vergangen und das Haus in Iwaki, einer Großstadt 40 Kilometer südlich des havarierten Atomkraftwerks Fukushima Daiichi, steht noch immer leer. Ein Käufer dafür findet sich nicht. Zuviel hat sich verändert, seit Japan am 11. März 2011 zuers...
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