Polen geben PiS-Regierung Kontra
Zehntausende fordern auf Demonstrationen Stärkung des Verfassungsgerichts
Warschau. Zehntausende Polen haben am Wochenende in mehreren Städten für die Stärkung des Verfassungsgerichts und die Rücknahme der Justizreform der nationalkonservativen Regierung demonstriert. »Früher haben die Polen demonstriert, um das Staatssystem zu verändern, heute demonstrieren sie, damit es erhalten bleibt«, sagte Ryszard Petru, Chef der liberalkonservativen Partei Nowoczesna, am Samstag vor dem Verfassungsgericht. Seit 1989 habe das Land keine solche Verfassungskrise erlebt.
Die Regierung will dem Verfassungsgericht gesetzlich vorschreiben, dass es Fälle chronologisch abarbeitet und Entscheidungen nur mit Zweidrittel-Mehrheit gültig sind. Dies würde eine Anrufung des Gerichts gegen die aktuelle Regierungspolitik faktisch wirkungslos machen. Das Verfassungsgericht hatte das Reformgesetz für verfassungswidrig erklärt, weil es die ordnungsgemäße und unabhängige Arbeit des Gericht unmöglich mache. Die Regierung will das Urteil aber nicht veröffentlichen.
Alleine in Warschau kamen nach Angaben der Stadt mehr als 50 000 Demonstranten zusammen. »Ganz Polen soll sehen, dass die Opposition zusammenstehen kann«, sagte der ehemalige Justizminister Borys Budka von der liberalkonservativen Bürgerplattform. Er fügte mit Blick auf die Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) hinzu: »Im Gegensatz zu denen, die sich das Recht in ihren Namen geschrieben haben, stehen wir auf der Seite des Rechts.« dpa/nd Kommentar Seite 4
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.