Ausgesprochen kurzes Gedächtnis
Simon Poelchau über die krude Kritik der Deutsche-Bank-Chefs an den neuen Haftungsregeln infolge der Bankenunion
Jemand anderem den schwarzen Peter zuzuschieben für das eigene Versagen, das ist ja durchaus üblich. Aber manchmal nimmt es schon krude Formen an. So etwa die Kritik der beiden Deutsche Bank-Chefs Jürgen Fitschen und John Cryan an den neuen Haftungsregeln für Bankkapital.
Diese haben die Bank nämlich in Sachen Coco-Bonds in die Bredouille gebracht, weil Investoren nicht mehr ganz sicher waren, dass diese sehr spekulativen Anleihen auch künftig von der Bank bedient werden können. Schließlich können diese Anleihen im Falle einer Schieflage schnell als haftbares Eigenkapital herangezogen werden. Von einem »nationalen Alleingang« der Bundesregierung sprechen Cryan und Fitschen deswegen, der sie in Schwierigkeiten gebracht habe, nicht aber von ihren fragwürdigen Geschäftstätigkeiten, die ihnen 2015 die Bilanz verhagelt und sie in milliardenschwere juristische Schwierigkeiten gebracht haben.
Eine solche Sichtweise zeugt vor allem von einem ausgesprochen kurzem Gedächtnis. Denn jene Haftungsregeln wurden erst im Rahmen der Bankenunion eingeführt - und zwar europaweit als Lehre aus der Finanzkrise. Doch daran wollen Cryan und Fitschen wohl erst recht nicht erinnert werden. Schließlich hat da ihre gesamte Branche ziemlich viel Mist gebaut.
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