Bürgermeister Andrij Sadowyj wartet ab

  • Denis Trubetskoy, Lviv
  • Lesedauer: 2 Min.

Andrij Sadowyj, der langjährige Bürgermeister von Lviv, ist der beliebteste Politiker der Ukraine. Den Sprung auf die nationale Ebene macht er allerdings noch nicht.

Der 47-Jährige sitzt seit fast zehn Jahren auf dem Stuhl des Lviver Bürgermeisters. Im letzten Herbst wurde der gebürtige Lviver in seine dritte Amtszeit gewählt. Sadowyj, der wie der Professor einer Universität wirkt, ist seitdem das Gesicht seiner Stadt. Sie hat in diesen zehn Jahren enorm am Image gewonnen.

Lviv ist zum touristischen Mekka der Westukraine geworden, zu einer Attraktion für Touristen aus dem In- und Ausland. Die Metropole ist zwar nicht verliebt in ihren Bürgermeister, doch es gibt keine ernsthafte Alternative - und Sadowyjs Verdienste sind unumstritten.

Laut Umfragen ist Sadowyj seit Monaten der beliebteste Politiker der Ukraine. Dabei sorgte seine Partei »Selbsthilfe« zuletzt für reichlich Kritik im ukrainischen Parlament. Das fiel aber nicht auf Sadowyj zurück. Der Bürgermeister von Lviv hatte bei den Parlamentswahlen im Herbst 2014 einen hinteren Listenplatz und konnte nicht in die Werchowna Rada einziehen. Nun profitiert Sadowyj davon, während seine Fraktion keine gute Figur im Spiel um eine neue ukrainischen Regierung abgibt.

Eine Frage bleibt allerdings schon seit Jahren die gleiche: Wann wechselt Sadowyj in die nationale Politik? »Ich will nicht lebenslang im Amt des Lviver Bürgermeisters bleiben, doch es ist natürlich meine Lieblingsaufgabe«, sagte er noch am Rande der Parlamentswahl 2014. Ein Jahr später ging er dann in seine dritte Amtszeit als Bürgermeister - und die könnte nun wohl seine letzte sein. Denn die meisten Politologen glauben, Sadowyj warte ab und bereite sich auf die nächsten Präsidentschaftswahlen vor. Dann könnte er sich 2019 dank seiner Beliebtheit möglicherweise gegen den aktuellen Präsidenten Petro Poroschenko durchsetzen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.