Ausnahmezustand wird zur Normalität in Istanbul

Polizei treibt Menschen gewaltsam auseinander, die kurdisches Neujahrsfest begehen wollen / Fußball-Derby zwischen Galatasaray und Fenerbahce abgesagt / Deutsche Schule in Ankara bleibt weitere Woche geschlossen

  • Lesedauer: 3 Min.
Gewaltsame Polizeieinsätze gegen kurdische Neujahrsfeiern, das brisante Derby zwischen den Erzrivalen Gala und Fener abgesagt - die Türkei kommt nach dem jüngsten Selbstmordanschlag mit vier Toten nicht zur Ruhe.

Einen Tag nach einem Selbstmordattentat in Istanbul trieb die Polizei in Istanbul gewaltsam mehrere hundert Menschen auseinander, die das kurdische Neujahrsfest begehen wollten. Sicherheitskräfte setzten Tränengas, Wasserwerfer und Gummigeschosse ein, als sich die Teilnehmer des Fests einem abgesperrten Platz im Distrikt Bakirköy nähern wollten, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Mehrere dutzend Menschen wurden laut örtlichen Medienberichten festgenommen. Die Versammlung war nicht genehmigt worden.

Am Sonntag war bereits wegen der Gefahr eines erneuten Anschlags ein Derby in der türkischen Metropole abgesagt worden. Das für Sonntagabend angesetzte Fußballspiel zwischen den Clubs Galatasaray und Fenerbahce werde wegen einer »ernsten« Gefahr verschoben, erklärte die Stadtverwaltung der türkischen Metropole. Am Vortag waren bei einem Anschlag vier Menschen getötet und 39 weitere verletzt worden.

Die Absage des Derbys kam weniger als zwei Stunden vor Beginn des Spiels, das um 20.00 Uhr Ortszeit hätte beginnen sollen. Bereits eintreffende Fans wurden per Lautsprecher über die Entscheidung informiert und gebeten, das Heimstadion von Galatasaray im europäischen Teil Istanbuls zügig zu verlassen, wie Fernsehsender berichteten. Rund um das Heimstadion von Galatasaray waren zahlreiche Polizisten postiert.

Die deutsche Schule in Ankara bleibt derweil nach eigenen Angaben eine weitere Woche geschlossen. Bis einschließlich kommenden Freitag sei die Einrichtung geschlossen, teilte die Ernst-Reuter-Schule am Sonntag auf ihrer Internetseite mit.

Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin erklärte, über die Wiedereröffnung der diplomatischen Einrichtungen in Ankara und Istanbul werde am Montag entschieden. Die deutsche Botschaftsschule in Istanbul bleibe noch geschlossen. Das Außenamt riet deutschen Touristen in Istanbul, Ankara und anderen Großstädten des Landes weiterhin zu erhöhter Vorsicht. Im Januar waren bei einem Selbstmordanschlag in Istanbul zwölf Deutsche getötet worden.

Bei den Todesopfern des Selbstmordattentats vom Samstag handelte es sich um drei israelische und einen iranischen Touristen. Die türkische Regierung machte die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) für die Tat verantwortlich. Der Attentäter sei eindeutig indentifiziert, er habe Verbindungen zum IS gehabt, sagte Innenminister Efkan Ala.

Der Attentäter hatte in einer beliebten Einkaufsstraße der türkischen Metropole einen Sprengsatz gezündet. Der Vater und ein Bruder des Attentäters seien festgenommen worden, meldete die Nachrichtenagentur Dogan. Der Innenminister sprach von ingesamt fünf Festnahmen.

Nach Angaben des Stadt-Gouverneurs Vasip Sahin richtete sich der Anschlag gegen den Verwaltungssitz des Stadtteils Beyoglu. Am Sonntag befanden sich noch 19 Verletzte zur Behandlung im Krankenhaus. Die USA verurteilten die Attacke als »feigen Terroranschlag« und erklärten ihre Solidarität mit dem Nato-Partner Türkei. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach von einer »entsetzlichen Gewalttat«. AFP/nd

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