Guter Finanzer

PERSONALIE

  • Hendrik Lasch, Magdeburg
  • Lesedauer: 2 Min.

Es gibt, sagt Swen Knöchel, gute und schlechte Finanzpolitiker. Die schlechten sind Zahlenfuchser; die guten haben den Blick fürs Ganze und dafür, dass eine schwarze Null kein Selbstzweck ist; sie sind Generalisten. So, sagt der Hallenser, »sehe ich mich«. Seine Genossen in der Landtagsfraktion der LINKEN in Sachsen-Anhalt offenbar auch. Sie kürten den 42-Jährigen zum neuen Chef - einstimmig.

Es wird kein leichter Job. Knöchel tritt nicht nur die Nachfolge von Wulf Gallert an, der die Fraktion zwölf Jahre führte und sich als brillanter Redner wie auch als omnipräsenter Chef profilierte. Knöchel übernimmt zudem eine arg geschrumpfte Fraktion, der seit der Wahl Mitte März statt 28 nur noch 17 Abgeordnete angehören. Diese seien zwar »hoch motiviert«, sagt er; der Aderlass hat aber zur Folge, dass für manche Ressorts zunächst keine ausgewiesenen Experten bereit stehen. Die Lücken gilt es zu füllen.

Zugleich muss sich die Fraktion an eine veränderte Rolle im Parlament gewöhnen. Sie ist wie meist in den vergangenen 25 Jahren Opposition, aber auf dem Papier nicht deren stärkste Kraft; die AfD hat sieben Abgeordnete mehr. Knöchel setzt indes auf qualitative Unterschiede. Er strebe »nicht die formale, aber die faktische Oppositionsführerschaft« an. Man wolle »die Regierung vor uns hertreiben und zugleich die Auseinandersetzung mit der AfD suchen«, zu der es »grundsätzliche Werteunterschiede« gebe.

Das sind markige Worte von einem Mann, von dem viele bisher eher leise Töne gewohnt waren. Knöchel gehört noch nicht zu den bekannteren Gesichtern der LINKEN in Sachsen-Anhalt - und das, obwohl er bis Herbst acht Jahre lang den Stadtverband Halle führte. Dort hatte er 2012 für das OB-Amt kandidiert; im Jahr zuvor war er in den Landtag eingezogen - nach vielen Berufsjahren jenseits der Politik. Knöchel hat in einem Finanzamt gelernt, war 18 Jahre lang Beamter, hat unter anderem als Steuerprüfer gearbeitet und noch 2011 ein Studium an der Fachhochschule für Finanzen in Königs Wusterhausen beendet. Ein Finanzer durch und durch also - aber, betont er, ein guter.

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