Die Spur der Kräuterbeete

Gerda Schneider gärtnert seit mehr als 30 Jahren mit Kindern und setzt sich für den Aufbau von Schulgärten ein

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 3 Min.
Wie glücklich Kinder beim Gärtnern sind, zeigen 81 Fotos von Gerda Schneider in einer Ausstellung. Mehr als 30 Jahre leitete die Marzahnerin ehrenamtlich eine Arbeitsgemeinschaft.

Diese Augen sagen alles: Sie strahlen und machen die Freude über die erste selbstgeerntete Erdbeere deutlich. Wer das Bild betrachtet, kann mit ein bisschen Fantasie sogar den süßen Geschmack der Frucht spüren. Dazu reicht der Blick in das fröhliche Kindergesicht. Auf dem Foto daneben gießen Schüler selbst gepflanzte Kräuter. Und auf dem Nächsten werden akribisch Ringelblumensamen gesammelt.

Aber es ist ein anderes Motiv, das Gerda Schneider immer wieder am meisten bewegt. Es zeigt einen Zehnjährigen, der am Rand einer Baumscheibe kniet. Mit der einen Hand lockert er den Boden auf, in der anderen hält er ein Kräuterbüschel. »Hochkonzentriert und voller Andacht widmet er sich seiner Aufgabe«, sagt die ehemalige Marzahner Lehrerin. Für sie sei das ein ganz besonderer Moment.

In den zurückliegenden 30 Jahren erlebte Schneider viele solche wunderbare Augenblicke in verschiedenen Schulgärten. Sie hat gemeinsam mit den Mädchen und Jungen gesät, geerntet, gekocht, gegessen und manchmal auch die Früchte der Arbeit vermarktet. Dass sie von einigen Kollegen und Vorgesetzten wegen ihrer »luftigen Unterrichtsführung« manchmal belächelt wurde, ärgert sie nicht mehr. Im Gegenteil, es löste bei ihr so etwas wie einen extra Kraftschub aus. Nach dem Motto: »Nun erst recht.« Das hat wahrscheinlich auch etwas mit ihrer Herkunft zu tun. Gerda Schneider wuchs auf einem Bauernhof auf und lernte früh, sich durchzusetzen.

Sie initiierte seit den 1980er Jahren nicht nur Schulgärten in Marzahn, sondern leitete ehrenamtlich eine Arbeitsgemeinschaft. Über die Steine, die ihr dabei in den Weg gelegt wurden, will sie gar nicht mehr reden. Denn viel wichtiger sei, was die Kinder durch die aktive Bewegung und Beschäftigung in der Natur mitnehmen. »Ich habe erlebt, wie sie sich veränderten, wie sie selbstbewusst wurden und manche sogar das erste Mal Anerkennung bekamen«, berichtet die 72-Jährige. Sie erinnert sich an Schüler, die in den Förderunterricht mussten, weil sie weder richtig schreiben noch sprechen konnten. Die aber dann am Nachmittag, im Schulgarten, leidenschaftlich und versiert Vorträge über Kräuter hielten. Schneider setzte sich deshalb immer wieder für Schulgärten ein. »Ich meine, dass jedes Kind nicht nur seine Schule, sondern auch seinen Schulgarten braucht«, sagt sie. So ein Garten sei auch ein Therapie-Ort. Seit Schneider im Ruhestand ist, macht sie sich noch aktiver für den Aufbau solcher urbanen Mitmach-Oasen stark.

Kontakt hat Gerda Schneider zu einigen ehemaligen Kindern aus der Arbeitsgemeinschaft. Viele von ihnen absolvierten eine Ausbildung zum Koch. Es macht sie stolz zu sehen, wie aus einst schüchternen Kindern, die oft aus schwierigen Elternhäusern kamen, selbstbewusste Persönlichkeiten wurden. Mit der Fotoausstellung zieht die Marzahnerin aber auch einen Schlussstrich unter ihre Schulgartenarbeit in Marzahn. Die Leitung der Arbeitsgemeinschaft legte sie 2015 nieder.

Die Fotoausstellung »Gärtnern mit Kindern« ist bis zum 29. April in der Mark-Twain-Bibliothek, im Freizeitforum Marzahn, Marzahner Promenade 52-54, zu sehen. Gerda Schneider führt jeden Mittwoch, nach Anmeldung, unter 030-5423914, durch die Schau.

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