Land will Pflegeberufe stärken
Brandenburg unterstützt die Bundesinitiative zu einer Vereinheitlichung der Ausbildung
Brandenburgs Sozialministerin Diana Golze (LINKE) verspricht sich von einer Vereinheitlichung der Pflegeausbildung Möglichkeiten, den demografischen Erfordernissen besser Rechnung zu tragen und dem Pflegenotstand entgegenzuwirken.
Als kürzlich René Wilke, Abgeordneter der Linksfraktion, im Landtag eine entsprechende Anfrage stellte, erklärte die Ministerin: «In Deutschland ist die Pflege nach dem Alter der zu Pflegenden getrennt.» Doch gebe es «in keinem europäischen Land eine separaten Altenpflegeausbildung». Natürlich habe diese Trennung Vorteile, weil man sich für jedes dieser Berufsbilder spezialisiert ausbilden lasse. Der Nachteil: Man könne nicht flexibel in ein anderes System übergehen. «Man ist also nicht auf anderen Gebieten der Gesundheitspflege einsetzbar», so Diana Golze.
Deshalb hat sich die Bundesregierung mit allen 16 Bundesländern darauf verständigt, dass die Nachteile die Vorteile überwiegen und «wir zu einer einheitlichen Pflegeausbildung kommen wollen».
Notwendig sei dies auch aufgrund des demografischen Wandels, «weil auf der einen Seite im Krankenhaus, wo bisher die Gesundheits- und Krankenpflege angesiedelt ist, mehr ältere Menschen zu versorgen sind - mit ihren ganz speziellen Ansprüchen». Auf der anderen Seite müsse auch in stationären und Pflegediensten mehr gesundheitspflegerisches Wissen bei der Versorgung der Patienten vorhanden sein.
Von einem «generalisierten Pflegeberuf», das heißt einem, der alle Felder erfasst, erhofft sich Golze nicht zuletzt eine höhere Attraktivität des Berufsbildes. «Das beginnt schon bei der Ausbildung. Denn es gibt immer noch Bundesländer, wo für die Altenpflegeausbildung ein Schulgeld gezahlt werden muss, das mit der generalisierten Pflegeausbildung abgeschafft werden soll. Außerdem soll die Ausbildungsvergütung aus dem geplanten Ausbildungsfonds gezahlt werden.» Für die Pflegeberufe heiße das, es werde endlich eine flächenmäßige, tarifliche Ausbildungsvergütung geben.
Die Ministerin zeigte sich überzeugt, dass die Vereinheitlichung auch den Beschäftigten sowohl in den Krankenhäusern als auch in stationären oder ambulanten Pflegeeinrichtungen oder Pflegediensten zugute kommen. «Das wird natürlich auch den Wettbewerb um gute Pflegekräfte anschieben und mittelfristig dazu führen, dass wir auch über das Thema Bezahlung von Pflegekräften reden werden», sagte die Ministerin. Das sollte es uns auch wert sein, wenn wir darüber nachdenken, dass wir bis zum Jahr 2040 geschätzte 26 000 zusätzliche Beschäftigte in der Pflege brauchen. Diese wird man nur bekommen können, wenn man dafür anständig bezahlt.«
Der Verbandsratsvorsitzende der Volkssolidarität Brandenburg, Bernd Niederland, begrüßte die Initiative. Zu unterstützen sei die Absicht, innerhalb der Institution Pflege die Aufstiegs- und Wechselmöglichkeiten für Pflegekräfte zwischen der Pflege im Krankenhaus, der ambulanten und stationären Altenpflege und der Kinderkrankenpflege zu verbessern. Allerdings werde auch das Pflegeberufe-Reformgesetz nur wenig daran ändern können, dass die Karrierechancen in der Pflege beziehungsweise im Pflegeberuf begrenzt sind. Niederland betonte: »Pflege wird auch in Zukunft eine höchst anspruchsvolle Arbeit mit und für Menschen sein, die der pflegenden Hilfe und Unterstützung bedürfen.«
Die notwendige gesellschaftliche Anerkennung, die die Pflege erfahren sollte »und perspektivisch erfahren muss«, werde vor allem »durch eine der Leistung der in der Pflege tätigen Menschen entsprechende Entlohnung« bestimmt, unterstrich Niederland. Das angestrebte Gesetz sei ein guter Ansatz, aber bei weitem nicht die Lösung des Pflegenotstandes in Brandenburg, zumal die Vergütung der Pflegeleistungen durch die Pflegekassen in Brandenburg bis zu 70 Prozent unter der Vergütung in Berlin liege. Auch würden sich Brandenburger Landkreise gegen eine Verbesserung sperren.
Niederland sprach sich dafür aus, die Stellung der Pflege im medizindominierten Gesundheitssystem nachhaltig zu verbessern. Das gesundheitspolitische Pendel im System der integrierten Versorgung schlage immer zugunsten der von Ärzten medizindominierten Seite aus, »bisher selten oder nie hin zur Pflege«. Diese Schieflage sei unter anderem darin begründet, dass die Ärzte und Apotheker eine politische Lobby hätten und die Pflege bisher nicht. Er sprach sich für den Aufbau von Pflegekammern, vergleichbar mit den Ärztekammern, aus.
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