Bruchlandung statt Höhenflug
Schleswig-Holsteins größter Airport ist wohl Geschichte
Immer wieder stand der Regionalflughafen Blankensee in Lübeck in den vergangenen Jahren vor dem Aus. Nun aber dürften im Gefolge der abermaligen Insolvenz vom 30. September 2015 für den Airport wohl endgültig die Lichter ausgehen - und das ein Jahr vor seinem 100-jährigen Bestehen.
In den vergangenen Jahren gab es für Schleswig-Holsteins größten Airport statt des erträumten Höhenfluges einen schmerzlichen Absturz. Sinkende Passagierzahlen, nur noch wenige Flugverbindungen, Durchhalteparolen statt schwarzer Zahlen - das nun bevorstehende Ende hat sich klar abgezeichnet. Als die Lübecker Kommunalpolitik schon einmal die Notbremse ziehen wollte, sicherte im April 2010 ein Bürgerentscheid pro Airport zunächst den Weiterbetrieb. Spätestens aber nach der Insolvenz des deutsch-ägyptischen Investors Mohamad Rady Amar und seiner Yasmina Flughafenbetriebsgesellschaft im April 2014 hätten alle Verantwortlichen gewarnt sein müssen.
Doch im August 2014 ließen sich die Lübecker Verantwortlichen abermals von den völlig illusorischen Plänen des chinesischen Geschäftsmannes Yongqiang Chen blenden. Sie übertrugen seiner PuRen Germany GmbH trotz fehlender Referenzen im Flugverkehr die Geschäfte in Blankensee - für den symbolischen Kaufpreis von einem Euro. Nach 14 Monaten, im September 2015, kapitulierte auch dieser Betreiber.
Insolvenzverwalter Klaus Pannen hatte sich zuletzt immer mehr Zeit für eine Lösung erbeten und viermal eine Fristverlängerung für Verhandlungen herausgeholt, doch die Uhr ist über die Ostertage abgelaufen. Vor dem Hauptausschuss der Lübecker Bürgerschaft, der hinter verschlossenen Türen tagte, hatte Pannen Konzepte von zwei verbliebenen möglichen neuen Investoren avisiert - es blieb bei der Ankündigung. Inzwischen ist von nur noch einem Interessenten die Rede.
Laut Pannen reicht das Geld für die verbliebenen 50 Flughafenmitarbeiter nur noch bis Mitte April. Als letzte Airline mit Linienflugplan hat inzwischen auch die Fluggesellschaft Wizz-Air ihren Abschied angekündigt - wegen der anhaltenden finanziellen Probleme in Lübeck, so die Begründung des ungarischen Billigfliegers.
Auf die hoch verschuldete Stadt Lübeck kommt nun wohl unweigerlich ein teures Problem zu. Einerseits kann man sich eine Fortführung des Flugbetriebs unter städtischer Regie eigentlich nicht leisten. Im Falle einer Stilllegung aber drohen wegen eingesetzter Fördergelder Rückzahlungsforderungen in Millionenhöhe ans Land Schleswig-Holstein.
Denkbar wäre ein Rückbau von Blankensee nur für den Flugbetrieb kleiner Geschäftsflugzeuge und der Betrieb einer Flugschule. Auch eine Abwrack- und Recyclingeinrichtung für alte Jets läge im Bereich des Machbaren. Einziger Lichtblick für Lübecks Haushalt: Für die derzeitigen Flughafenflächen soll es bei entsprechender Umnutzung sehr wohl Kaufinteressenten geben.
Unabhängig vom Umstand, wie oder ob es weiter geht mit Blankensee, stellen die Grünen in der Hansestadt die Frage nach der politischen Verantwortung. Schonungslos müsse aufgerechnet werden, welche Verluste der Airport der Stadt beschert habe, sagt der Fraktionsvorsitzende Thorsten Fürter. Das pessimistische Fazit für Blankensee lautet derweil: Kein Kapital, keine Konzepte, keine rettenden Investoren, keine Airlines, keine Perspektive!
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