E, D, K, A und das Fett

Biolumne

  • Iris Rapoport
  • Lesedauer: 3 Min.

E, D, K, A - das ist nicht etwa das Ergebnis eines Tippfehlers in der Abkürzung der »Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler im Halleschen Torbezirk zu Berlin«. Das ist einfach eine Aufzählung aller fettlöslichen Vitamine. Denen ist vieles gemein, doch eines tanzt meist aus der Reihe: das Vitamin K.

Es findet sich nicht wie die anderen bevorzugt in Öl oder Fett - und auch nicht in Apfel, Erdapfel und Co. Es findet sich vor allem in grünem Gemüse. Darauf verweist auch sein Name, Phyllochinon, abgeleitet vom griechischen Phyllo, das Blatt. In den Blattgemüsen sind Phyllochinone in den Fettschichten der Membranen spezieller Chloroplasten (das sind Zellteile, in denen Fotosynthese stattfindet) zu finden - so hat es mit der Fettlöslichkeit doch seine Ordnung. Sie sichern in den Blättern den »Stromfluss« bei der Fotosynthese. Auch in den Darmbakterien, die uns als weitere Vitamin-K-Spender dienen, leiten sie in deren Membranen Elektronen weiter. Die K-Vitamine aus beiden Quellen sind chemisch unterscheidbar und haben verschiedene Wirkspektren. Welchen Anteil jedes an unserer Bedarfsdeckung hat, ist nicht geklärt.

Dumm ist nur, dass sich aus Zellmembranen bei der Verdauung nur schwer etwas herauslösen lässt. Bei Rohkost ist es noch schwieriger als bei Gegartem. In jedem Fall bedarf es gleichzeitiger Fettzufuhr! Das Fett wirkt zweifach: Es erleichtert, das Vitamin freizusetzen und es liefert bei der Verdauung sogenannte Mizellen, die zur Resorption der fettlöslichen Vitamine unerlässlich sind. Ein komplizierter Prozess. Da ist es schon beruhigend, dass Gesunde gewöhnlich an Vitamin K keinen Mangel leiden. Mit einer Ausnahme: Neugeborene. Da die Muttermilch wenig Vitamin K enthält und die Darmflora des Babys sich erst entwickelt, wird es meist prophylaktisch verabreicht.

Als Vitamin hat Phyllochinon eine völlig andere Funktion als am Ursprungsort. Es wirkt als Coenzym und ermöglicht, in einigen Proteinen eine weitere Karbonsäuregruppe an den Eiweißbaustein Glutamat anzufügen. Die beiden Säuregruppen nehmen Kalziumionen fest in die Zange. Erst dadurch können diese Proteine ihre Funktionen erfüllen. Dazu gehört zuvörderst die Aktivierung der Blutgerinnung. Auch dienen sie der Regulation der Knochenbildung oder dem Schutz vor Arterienverkalkung. Sie greifen sogar in die Wachstumssteuerung ein.

Bei australischen Giftschlangen hat die Evolution den Phyllochinonen eine fiese Rolle gegeben. Nach dem Schlangenbiss lassen Vitamin-K-modifizierte Proteine das Blut des Opfers gerinnen.

Bei Vitamin-K-Mangel drohen gefährliche Blutungen. Eine tägliche Zufuhr von 0,07 Milligramm, so schätzt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, ist nötig, um das zu verhindern. Doch es deutet sich an, dass, um Osteoporose oder Arteriosklerose entgegenzuwirken, die Mengen höher sein müssen.

Bleibt zu ergänzen, dass, anders als bei den übrigen fettlöslichen Vitaminen, die Überdosierungsgefahr gering ist und die Speicher in Leber und Fettgewebe sehr klein sind. Sie reichen nur ein paar Tage. Es ist also sinnvoll, Vitamin K regelmäßig zuzuführen - die passenden Nahrungsmittel findet man gewiss nicht nur bei EDEKA.

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