Luxemburg-Stiftung baut neu
Siegerentwurf für künftigen Standort in der Nähe des Ostbahnhofs präsentiert
Max Nalleweg sieht etwas blaß, aber zufrieden aus. In aller Herrgottsfrühe ist er am Freitagmorgen von Hamburg nach Berlin aufgebrochen. In der Nacht hatte er erfahren, dass sein zusammen mit César Trujillo Moya und Kyung-Ae Kim-Nalleweg verfasster Entwurf für den Neubau der Zentrale der der LINKEN nahe stehenden Rosa-Luxemburg-Stiftung im Architekturwettbewerb den ersten Preis gewonnen hatte.
Bisher residiert die Stiftung im »Bürohaus Franz-Mehring-Platz 1«, in dem auch das »nd« sitzt. »Unsere Büros sind inzwischen auf allen sieben Etagen verteilt«, sagt Stiftungsvorsitzende Dagmar Enkelmann. Für die Arbeit habe sich das zunehmend als hinderlich erwiesen. Und nachdem der Bundestag 2014 Mittel für einen Neubau bewilligt hatte, konnte der Bau eines eigenen Hauses angegangen werden.
Nur einen Steinwurf entfernt, vor dem Bau des ehemaligen Postbahnhofs am Ostbahnhof, konnte sich die Stiftung ein Grundstück sichern. Ein Gebiet, das immer noch von diversen, eher unansehnlichen Brachen gekennzeichnet ist. Die East Side Gallery, der längste noch existierende Rest der Berliner Mauer, ist nur ein paar Schritte entfernt, genau wie viele durchaus umstrittene Bauten. Immerhin entzündeten sich in dem Bereich unter dem Motto »Mediaspree versenken« lange anhaltende und immer wieder aufflammende Proteste gegen die Baupläne von Großinvestoren. Die Stiftung ist die einzige nichtkommerzielle Grundstückseigentümerin auf dem Areal.
Büros für 155 Mitarbeiter, ein Archiv, eine Bibliothek, flexibel nutzbare Räume für Ausstellungen und Veranstaltungen und nicht zuletzt 80 Fahrradabstellplätze mussten auf dem 35 Meter langen und 27 Meter breiten Baufeld untergebracht werden. Mit Abstand am überzeugendsten gelungen ist das dem Siegerteam. »Es war eine sehr einmütige Entscheidung«, berichtet Enkelmann. »Das will etwas heißen, wenn Nutzer und Architekten einer Meinung sind.«
155 Entwürfe wurden in der ersten Phase des offenen Realisierungswettbewerbs eingereicht. Die mit Architekten, Ingenieuren und Vertretern von Senat und Bezirk, unter anderem Senatsbaudirektorin Regula Lüscher, besetzte Jury wählte Anfang Dezember 2015 24 Lösungsansätze aus. Am Abend des 31. März fiel schließlich die endgültige Entscheidung. Entgegen der ursprünglichen Absicht wurden neben dem mit 54 000 Euro dotierten ersten Preis drei dritte Preise à 20 000 Euro und zwei Anerkennungen (jeweils 9000 Euro) verliehen. Auch Juryvorsitzende Ulrike Tauber ist von dem Entwurf »sehr angetan«, wie sie sagt. Es sei ein »einfacher Grundriss im positiven Sinn«. Sie lobt Vieles, zum Beispiel die Wandelgänge um die Veranstaltungsräume, die einen halböffentlichen Übergang nach außen schafften, ohne Versammlungsteilnehmer zu stören. »Ich denke, dass dieses Haus ohne wesentliche Änderungen zur Baugenehmigung eingereicht wird«, sagt Tauber. Vor allem die Einhaltung des strikten Kostenlimits von zwölf Millionen Euro für den Bau ist der Hintergrund. »Junge Architekten haben ein Haus entworfen, das zeichenhaft ist, aber nicht protzt«, urteilt Senatsbaudirektorin Lüscher. Das sei nur durch die Entscheidung für einen offenen Wettbewerb möglich gewesen.
Das weitere Tempo soll hoch bleiben. Mitte Mai sollen die Entwürfe in einer Ausstellung gezeigt werden, bis dahin möchte die Stiftung auch die Verträge mit den Architekten unterzeichnet haben. »Unser Wunschtermin für den ersten Spatenstich ist der 5. März 2017, der Geburtstag von Rosa Luxemburg«, sagt Dagmar Enkelmann. Fertiggestellt sein soll der Bau Ende 2018.
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