Lurche auf gefahrvoller Wanderschaft
Kremmen. In der Nähe von Feuchtgebieten überquerten jetzt wieder Kröten, Frösche und Molche auf der Suche nach Laichgewässern in großer Zahl Straßen und Wege, berichtet Katrin Koch, Referentin des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu). Die Naturschützer bitten Autofahrer, in den kommenden Wochen besonders vorsichtig zu fahren. Denn längst nicht überall gibt es Krötenzäune und -tunnel.
Noch hat das wasserreiche Brandenburg mit 15 Amphibienarten bundesweit einen guten Stand, sagt Norbert Schneeweiss, Experte der Naturschutzstation Rhinluch bei Kremmen (Oberhavel). Doch Straßenverkehr, Landwirtschaft und schrumpfender Lebensraum etwa durch den Autobahnausbau machten den Tieren das Leben schwer. Allein auf Landstraßen würden fünf bis zehn Prozent der Amphibien während ihrer Wanderungen überfahren. Je breiter eine Straße sei, desto unüberwindlicher werde sie als Hindernis. Für die Überquerung der Fahrbahn brauche eine kleine Kröte bis zu 20 Minuten, so der Nabu. Wenn sie nicht auf dem warmen Asphalt verschnauft.
So werden Froschlurche wie die Rotbauchunke nur in der Theorie bis zu 30 Jahre alt. »Mehr als drei bis vier Jahre wird in unserer Region heute kaum eine«, sagt Schneeweiss. Eine Erdkröte lege rund 10 000 Eier in Gewässern ab. Bis zu 95 Prozent des Nachwuchses gingen jedoch ein, schon im Wasser lauerten Feinde.
Wo es keine Krötentunnel oder Wildbrücken gibt, stellen Helfer zur Zeit Schutzzäune auf und tragen die Tiere in Sammeleimern über die Straße, wie in Neuruppin, Müncheberg und im Naturpark Teltow-Fläming.
Schneeweiss würde sich noch mehr feste Anlagen wünschen. Er sieht Brandenburg mit seinen 20 000 bis 30 000 Gewässern, Tümpeln und Weihern in der Verantwortung. Doch ein Tunnelsystem wie in Börnicke bei Bernau oder Waldsieversdorf in der Märkischen Schweiz koste schnell mehr als 150 000 Euro.
Zwei bis drei Kilometer können Lurche auf ihren Wanderungen zum Laichgewässer zurücklegen, sagt Nabu-Expertin Kathrin Koch. Ein Meter tief müsse ein Gewässer mindestens sein, um die Tiere anzulocken. Wenn Angler in solchen Gewässern Fische aussetzten, schade das den Lurchen bisweilen erheblich . Denn häufig würden die Fische deren Laich fressen. dpa/nd
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