Der lange Weg zur Gleichberechtigung
In Nepal fand die zweite Auflage der Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen mit Aktivistinnen von vier Kontinenten statt
»Ich bin froh, hier dabei zu sein«, sagte in einer Pause Talitá Yvonne Keeveld aus Surinam. Keeveld ist eine der Aktivistinnen aus 48 Ländern, die bei der Weltfrauenkonferenz in Kathmandu diskutierten. »Schließlich sind wir ›Eine Welt‹, und sich mit so vielen Frauen aus so vielen verschiedenen Zusammenhängen austauschen zu können, ist einfach schön.« Sie selbst sei im Bereich Kampf gegen häusliche Gewalt aktiv, unter den 20 Workshops, die an zwei Konferenztagen stattfanden, hat sich die derzeit in Holland lebende Südamerikanerin aber in den eingebracht, in dem es um Umweltfragen ging. Ein bisschen schade finde sie, dass ihr Heimatkontinent nur so wenig vertreten sei. Talitá musste gewissermaßen mit einer Peruanerin für ganz Lateinamerika Flagge zeigen. Eine Aktivistin aus Haiti, die noch unbedingt dabei sein sollte, hatte in den USA kein Transitvisum erhalten.
Die Konferenz geht auf eine Initiative des Frauenpolitischen Ratschlags in Deutschland und vor allem Ideenstifterin Monika Gärtner-Engel aus Gelsenkirchen zurück. Nach der ersten Veranstaltung vor fünf Jahren in Venezuela, damals noch mit gewissen Anlaufschwierigkeiten, war nun das vor einem Jahr vom Erdbeben erschütterte Nepal Austragungsort. Für ein konkretes Projekt des Wiederaufbaus, eine Schule, wurden auch im Umfeld der Konferenz Spenden gesammelt.
An politischem Rückhalt fehlte es nicht: »Mit dem Herzen habe ich die bereits mit unterschrieben«, sagte Präsidentin Bidhya Devi Bhandari über die Kathmandu-Deklaration. Das kommunistische Staatsoberhaupt hatte am Schlusstag eine Abordnung von etwa 50 Delegierten empfangen, während die maoistische Parlamentsvorsitzende zum Auftakt ein Grußwort sprach. Beide sind erst seit Oktober im Amt und die ersten Frauen in ihren hohen Staatsämtern - ein Zeichen, dass sich auch im Gastgeberland hinsichtlich Gleichberechtigung etwas bewegt.
»Wir können stolz sein, welche Steigerung wir in den fünf Jahren erreicht haben«, betonte die Niederländerin Halinka Augustin aus dem Koordinatorenteam mit Blick allein auf die Zahlen und die Bandbreite der Teilnehmerinnen. In die unmittelbaren Konferenzvorbereitungen waren Basisfrauen aus 61 Nationen aktiv eingebunden. Aktivistinnen aus der Sahara, Palästina, Ecuador, der Mongolei, China, Myanmar oder Kolumbien konnten aus unterschiedlichen Gründen zwar nicht persönlich dabei sei, hatten sich aber vorab eingebracht. Nächstes Mal müsse auf noch mehr Teilnehmerinnen aus dem arabischen Raum geachtet werden, forderte explizit die Wortführerin der ägyptischen Delegierten. Die rund 50 verabschiedeten Resolutionen illustrieren die Vielfalt der Kämpfe.
»Es gibt einfach Kraft, solch ein Netzwerk zu entwickeln, und wir haben viele Themen bearbeitet«, sagte Micheline Kaboré aus Burkina Faso, die sich für die Vereinigung für Frauen und Entwicklung engagiert. Ähnlich fiel die Bilanz bei Poonam Kaushik von der indischen Delegation aus. »Die Vielfalt ist beachtlich, und es wäre schön, wenn sie bei der nächsten Konferenz weiter steigt«, wünscht sich die Vertreterin der Progressive Organisation of Women aus Delhi.
Von den etwa 50 Resolutionen, die im Plenum verabschiedet wurden, hatten die Inderinnen besonders viele eingebracht. Darunter die, dass keine Soldaten, die unter Vergewaltigungsverdacht stehen, mehr in UN-Friedensmissionen dienen dürften. Solidarität wurde mit Aktivistinnen bekundet, die in verschiedenen Ländern im Gefängnis sitzen. Und auch die Rolle der Frau in Freiheitskämpfen war zur Konferenz ein wichtiger Punkt - ausdrücklich wurden die Positivbeispiele aus dem syrisch-kurdischen Rojava gelobt.
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