AfD bedient sich rechter Lügentaktik
Hotelier in Niedersachsen: Saal mit falschen Angaben zur Veranstaltung gemietet
»Ich komme auf ein Schnitzel vorbei« und »wenn ich in ihre Stadt reise, wohne ich bei ihnen«. Über solche Kommentare auf seiner Facebook-Präsenz kann sich ein Gastronom im niedersächsischen Osnabrück freuen. Es sind Reaktionen auf seinen couragierten Schritt, die AfD rauszuwerfen, noch ehe sie seinen Saal betreten hat. Den hatten die Rechtspopulisten für den kommenden Freitagabend gemietet - offensichtlich mit einer Lüge über den Charakter des geplanten Events, um nicht sofort eine Abfuhr zu bekommen. Die Buchung sei »als Personenveranstaltung« angenommen worden, berichtet der Hotelier. Erst von Gästen habe er erfahren, »was sich hinter der Reservierung verbarg«. Einen Vortragsabend plante die Partei, »Gender Mainstreaming« lautete das Thema, fraglos ein politisches. Davon aber wusste der Wirt nichts, wie er betont.
Vertraut ist eine Lügentaktik, wie sie der Hotelier beschreibt, bislang von den Veranstaltern rechtsextremistischer Konzerte. Neonazis suchen sich ein Gasthaus mit Saal, geben sich dort brav bürgerlich und gaukeln dem Wirt vor, lediglich eine Familienfeier mit Musik ausrichten zu wollen. Doch statt einer Hochzeits- oder Jubiläumsgesellschaft erscheint dann eine Horde Rechtsradikaler. Und statt einer Stimmungskapelle tritt eine Naziband auf, deren rassistische Hetztexte von der braunen Schar mitgegrölt werden. Gegröle hätte der Hotelbesitzer beim Event des AfD-Kreisverbandes zwar wohl nicht zu befürchten gehabt, dennoch stornierte er die Saalbuchung. Der Mann teilte als Begründung mit, er möchte »in keiner Weise Gefahr laufen, mit den Inhalten der AfD-Politik in Verbindung gebracht zu werden«.
Es ist nicht der erste Rausschmiss, den die AfD seitens der Gastronomie erfahren musste. Als die Rechtsaußen im November vergangenen Jahres ihren Bundesparteitag in Hannover abhielten, teilte das neben dem Tagungszentrum gelegene Congress-Hotel mit, es habe Zimmerbuchungen storniert, »die im zeitlichen Rahmen des Bekanntwerdens« der AfD-Veranstaltung eingegangen waren. Dies sei geschehen, »um die Sicherheit aller Gäste und unserer Mitarbeiter sowie den reibungslosen Hotelbetrieb besser gewährleisten zu können«. Zu den damaligen Protesten gegen die AfD waren in Hannover mehrere tausend Demonstranten gekommen.
Eine Demonstration hatte offenbar auch der Osnabrücker Hotelier zum Parteiabend erwartet. Denn auch er schrieb jetzt, neben seinem Nein zur AfD-Politik, gehe es ihm auch darum, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen. Mit Protesten war durchaus zu rechnen. Antifaschisten hatten zu einem Besuch der Veranstaltung aufgerufen, zu einer »Ortsbegehung« und einem »bunten, lauten und fröhlichen Ausflug«.
»In selbstherrlicher und unverfrorener Weise« habe »Antifa« eine Drohkulisse gegen einen Gastronomen aufgebaut, wetterte die AfD kurz nach ihrer Ausladung. Als zugelassene Partei habe sie nach dem Grundgesetz die Aufgabe, an der politischen Willensbildung des Volkes teilzunehmen, jammerten die Rechtspopulisten. Zugleich posaunten sie: Die AfD habe dem Oberbürgermeister geschrieben und fordere die Stadt nun dazu auf, ihr für die Vortragsveranstaltung städtische Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Ob die Stadt diesem Verlangen nachgeben wird? »Die Sache wird geprüft«, erfuhr »neues deutschland« von Stadtsprecher Sven Jürgensen. Dem Wirt indes wird im sozialen Netzwerk Facebook zunehmend Lob für sein Verhalten gezollt. Einige andere Schreiber im Internet wünschen ihm allerdings die Pleite an den Hals.
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