Nasen und Nabel
Deutsche Literatur: Porträts in Frage und Antwort von Carsten Gansel
Über siebenhundert Seiten. »Literatur im Dialog. Gespräche mit Autorinnen und Autoren 1989-2014«. So viele Schriftsteller, ein solch großes Stimmenorchester, und dennoch, durch alle Gemüter, durch alle Köpfe hindurch, »nur« eine einzige Erwartung an Literatur: dem Einzelnen ein deutlicheres Gefühl für seine Daseinsform zu vermitteln. Alle Politik, alle Geschichte, jede Gesellschaft lehrt: Die Kunst, Menschen fürs Zusammenleben (auch mit sich selber) zu gewinnen, ist noch immer nicht verlässlich gelernt. Wird’s wohl nie. Deshalb Schreiben, deshalb Lesen. Auch gegen den Verdacht, der Mensch sei wegen seiner Gebrochenheit in allen Dingen - und bei allem Denken - auch unveränderbar der Endabnehmer von Unglück.
Nein, ist er nicht. So wie er freilich kein fortdauernd Wissender ist, ständig in jenem Recht, das die Welt auf den langweiligsten Punkt bringt: den eigenen Standpunkt. »Literatur kann Selbstgewissheit aufstören und irritieren.« Sagt ...
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