Was Lehrer nicht verdient haben
Im Nordosten wird um die Veröffentlichung des Stundenausfalls an Schulen gestritten
Schwerin. Lange sperrte sich das SPD-geführte Bildungsministerium in Schwerin, Zahlen zum Stundenausfall an Mecklenburg-Vorpommerns Schulen zu veröffentlichen. Nach politischem Druck seitens der Opposition mussten nun doch Quoten veröffentlich werden. Danach sind diese von Schule zu Schule sehr unterschiedlich. Sie reichten im Schuljahr 2014/15 von null bis 13,6 Prozent, wie aus der Antwort der SPD/CDU-Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Landtagsfraktion hervorgeht (Drs. 6/5245). Im Landesdurchschnitt betrug der Ausfall an den allgemeinbildenden Schulen zwei Prozent und an den Berufsschulen sechs Prozent, teilte das Ministerium mit.
Spitzenreiter beim Stundenausfall waren 2014/15 demnach zwei Förderschulen in Torgelow (Landkreis Vorpommern-Greifswald) und Neukloster (Landkreis Nordwestmecklenburg). Auch mehrere Berufsschulen fallen mit hohen Ausfallquoten auf. Dazu gehören die Berufliche Schule der Hansestadt Rostock für Dienstleistung und Gewerbe mit 9,4 Prozent, die Berufliche Schule an der Asklepios Klinik in Pasewalk (Landkreis Vorpommern-Greifswald) mit 8,4 Prozent und die Berufliche Schule des Landkreises Güstrow in Güstrow mit 8,1 Prozent.
Das Bildungsministerium in Schwerin erhebt die Stundenausfälle und die Vertretungsstunden an jeder einzelnen Schule, möchte die Zahlen aber nicht schulgenau veröffentlichen. Auf die Kleine Anfrage musste es aber antworten. »Rankings von Schulen zum Unterrichtsausfall und Vertretungsunterricht helfen niemandem weiter«, sagte der Sprecher von Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD), Henning Lipski. Die Daten könnten Missverständnisse auslösen und einzelne Schulen in ein schlechtes Licht rücken. Das hätten die Lehrer nicht verdient.
Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Ulrike Berger, kann Brodkorbs Haltung nicht nachvollziehen, wie sie sagte. Der Minister habe kein Problem damit, ein schulgenaues Ranking der Abiturdurchschnitte zu veröffentlichen. »Wenn es aber - wie bei den Ausfallquoten - um den Verantwortungsbereich des Bildungsministeriums gehe, sollen die Zahlen geheim bleiben.« Bei längerfristig hohen Ausfallwerten seien die Schulämter und das Bildungsministerium in der Pflicht, zusätzliche Vertretungskräfte zur Verfügung zu stellen. Auch die LINKE kritisierte Brodkorb. dpa/nd
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