Türkischer Datenleak wohl politisch motiviert

Türkische Staatsanwaltschaft ermittelt / Auch Angaben über Erdogan im Internet verbreitet / Daten von rund 50 Millionen Staatsbürgern veröffentlicht

  • Lesedauer: 2 Min.

Istanbul. Die türkische Justiz ermittelt wegen der Verbreitung persönlicher Daten von fast 50 Millionen Bürgern im Internet. Die Staatsanwaltschaft in der Hauptstadt Ankara habe ein entsprechendes Verfahren eingeleitet, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Mittwoch. Auch persönliche Angaben zu Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und anderen Spitzenpolitikern waren im Netz verbreitet worden.

Laut Medienberichten wollten unbekannte Hacker mit der Aktion gegen die Politik Erdogans protestieren. Auf der Seite auf der die Datensätze auftauchten wurde die türkische Regierung für ihre Politik und mangelnde Datensicherheit kritisiert. Unter anderem präsentierten die unbekannten Hacker die Daten des türkischen Regierungschef Erdoğan als Beispiel für den Leak. Auch der republikanische Präsidentschaftsanwärter Donald Trump wird erwähnt.

Das 6,6 Gigabyte große Datenpaket umfasst Informationen zu exakt 49.611.709 türkischen Staatsbürgern. Das sei in etwa die Zahl der Wähler in der Türkei, sagte Justizminister Bekir Bozdag. Möglicherweise könnten deshalb die Daten aus dem Merkezi Nüfus İdaresi Sistemi (MERNİS), dem zentralen Einwohnermelderegister der türkischen Regierung widerrechtlich ins Internet gestellt worden sein.

Bei den persönlichen Angaben handelt es sich unter anderem um Namen, Geburtsort, Namen der Eltern, Wohnsitz und nationalen Identifikationsnummer. Diesen Daten eignen sich, um sich als die jeweilige Person auszugeben oder die Wohnanschrift heraus herauszufinden.

Die türkische Regierung hatte zunächst versucht, den Fall auf sich beruhen zu lassen. Kommunikationsminister Binali Yildirim hatte gesagt, es handele sich um alte Vorwürfe, die lediglich neu aufgewärmt würden. Es habe keinen Datenklau gegeben.

Tatsächlich soll es sich bei der nun aufgetauchten Datei um Daten eines Wahlregisters aus dem Jahr 2008 oder 2009 handeln, welches bereits im Internet zum Verkauf angeboten wurde. Die nun aufgetauchte Datenbank ist demnach erstmals unverschlüsselt im Netz zugänglich. Dafür würde sprechen, dass die Informationen aus dem Leak nur türkische Bürger betreffen, die sich vor 2009 als Wähler registrierten.

Vier IT-Experten bestätigen bislang unabhängig voneinander die Echtheit der Daten. nd/Agenturen

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