»Nuit debout«: Regierung will Proteste spalten

Polizei räumt Protestcamp in Paris: Beamte und Stadtverwaltung reißen Zelte und Stände der Aktivisten ein / Erneute Demonstration auf dem Place de la République angemeldet

  • Lesedauer: 3 Min.
Update 16.00 Uhr: Französische Regierung kündigt neue Hilfen für Schüler und Studenten an

Mit Zusagen an Schüler und Studenten versucht die französische Regierung die Proteste gegen eine geplante Arbeitsrechtsreform einzudämmen. Premierminister Manuel Valls kündigte am Montag nach einem Treffen mit Schüler- und Studentenorganisationen neue Hilfen für junge Menschen beim Start ins Berufsleben an. »Frankreich muss auf die Jugend hören«, sagte Valls.

Unter anderem sollen Stipendien für Studenten aus ärmeren Familien um bis zu vier Monate nach Studienende verlängert werden. Diese sogenannte Hilfe bei der Suche nach einer ersten Beschäftigung soll die Zeit bis zu einer ersten Anstellung überbrücken helfen. Außerdem sollen befristete Arbeitsverträge mit höheren Abgaben belegt werden. Die Regierung erhofft sich davon mehr unbefristete Arbeitsverhältnisse.

Auszubildende sollen künftig höhere Gehälter und mehr Rechte erhalten, Stipendien für Schüler sollen erhöht werden. Die Regierung beziffert die Kosten für die Maßnahmen auf jährlich 400 bis 500 Millionen Euro.

Polizei räumt Protestcamp in Paris

Paris. Die französische Polizei hat am Montagmorgen das Protestcamp der Bewegung »Nuit debout« auf dem Pariser Place de la République geräumt, für den Abend aber eine neue Demonstration genehmigt. Polizisten und Mitarbeiter der Pariser Stadtreinigung rissen auf dem Platz errichtete Zeltunterkünfte und Stände ab. Rund hundert Aktivisten, die die Nacht auf dem Platz verbracht hatten, wurden zum Gehen aufgefordert.

Seit Ende März versammeln sich jeden Abend hunderte oder tausende Menschen auf dem Place de la République, um gegen eine geplante Reform des Arbeitsrechts und für mehr soziale Gerechtigkeit zu demonstrieren. Unter dem Motto »Nuit debout« (»Nacht im Stehen« oder »Die Nacht über wach«›) harren manche Demonstranten die ganze Nacht auf dem Platz aus. Die Bewegung hat sich bereits auf dutzende französische Städte ausgebreitet.

Nach einer weiteren Demonstration gegen die Arbeitsrechtsreform am Samstag protestierten und debattierten Menschen erneut das gesamte Wochenende über auf dem Pariser Platz, der als Gedenkort nach den islamistischen Anschlägen des vergangenen Jahres weltweit im Fokus stand. Eine Versammlungserlaubnis erlosch aber am Sonntagabend. Die Polizei räumte das Protestcamp deswegen am Montagmorgen, ohne dass es zu Zwischenfällen kam.

Frankreich bleibt wach: Hunderttausend protestieren

Frankreich bleibt wach - und die Bewegung »Nuit debout« wächst. Am Samstagabend gab es Kundgebungen in knapp 60 Städten. Zuvor hatten abermals Zehntausende in vielen Städten gegen die Hollande-Regierung demonstriert.

Für den Abend wurde aber eine neue Versammlung auf dem Place de la République angemeldet, wie ein Polizist der Nachrichtenagentur AFP sagte. »Die Bewegung wird also am Montagabend weitergehen können.«

Bei den »Nuit debout«-Protesten stellen die Demonstranten eine ganze Reihe von sozialen Forderungen. Ausgangspunkt der Bewegung war der Unmut über die geplante Arbeitsrechtsreform, mit der der sozialdemokratische Staatschef François Hollande im Kampf gegen die Rekordarbeitslosigkeit unter anderem die 35-Stunden-Woche lockern will. Premierminister Manuel Valls wollte am Montag Vertreter von Studenten- und Schülerorganisationen treffen, um über deren Forderungen zu sprechen. Agenturen/nd

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