Als Ausputzer nach St. Petersburg
Brandenburg springt kurzfristig als Partnerland der Deutschen Woche ein
Ein anderes Bundesland, dass eigentlich dran gewesen wäre, ist abgesprungen. Deshalb springt Brandenburg kurzfristig ein als Partnerland der 13. Deutschen Woche vom 13. bis 21. April in St. Petersburg. Welches Land seine Präsentation zurückzog, wollte Brandenburgs Europaminister Helmuth Markov (LINKE) am Montag nicht verraten. Deshalb kann über die Gründe für den Rückzug nur spekuliert werden. Vermutlich war es eine politische Entscheidung, zusammenhängend mit der Ukrainekrise und dem deshalb komplizierten Verhältnis zu Russland.
»Gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtig, den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen«, findet Staatssekretär Thomas Kralinski (SPD). Er ist Beauftragter der rot-roten Landesregierung für Internationale Beziehungen. Europaminister Markov sagte, Brandenburg habe immer »hervorragende, gut funktionierende« Kontakte zur Russland gepflegt. »Man muss miteinander Handel treiben«, ist Markov überzeugt. »Ich weiß sehr wohl, was ich jetzt gesagt habe«, fügte er sogleich hinzu.
Immerhin gibt es wegen des umstrittenen Übergangs der Krim von der Ukraine zu Russland seit zwei Jahren Sanktionen der EU. Darunter leidet auch Brandenburg. Märkische Milchbauern etwa bekommen ein paar Cent weniger pro Liter, weil sie wegen des Embargos aus der Lieferkette für Käse nach St. Petersburg und Moskau herausgefallen sind. Auch die Wirtschaft hat Nachteile. Der Umsatz im Handel mit Russland sei gesunken, berichtete Beate Fernengel, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Potsdam. 13 Firmen werden sich jetzt an der Ausrichtung der Deutschen Woche in St. Petersburg beteiligen. Markov hat von 1970 bis 1976 in der Sowjetunion studiert, am Polytechnischen Institut in Kiew seinen Abschluss als Diplom-Ingenieur für Elektrische Antriebe und Automatisierung von Industrieanlagen gemacht. Er spricht fließend Russisch und auch Ukrainisch. Von Handelsbeschränkungen hält er gar nichts, möchte Streitigkeiten viel lieber diplomatisch aus dem Wege räumen. »Wir tun alles dafür, dass die Sanktionen möglichst schnell abgeschafft werden«, versicherte der Minister. Dabei will er über unterschiedliche Ansichten gar nicht hinwegtäuschen, betont auf Nachfrage noch einmal, dass er die russische Besetzung der Krim für völkerrechtswidrig halte. Aber es bringe niemandem etwas, Russland auszugrenzen, da so eine europäische Sicherheitspolitik nicht möglich sei.
Der russische Botschafter Wladimir M. Grinin stellte gleich klar, dass sein Staat den Anschluss der Krim selbstverständlich keineswegs als Besatzung bezeichnen würde und für völlig legitim halte. Einig ist er sich aber mit Markov und Kralinski, dass Russland und Deutschland unbedingt im Dialog bleiben müssten. Grinin sagte: »Wir müssen alles daran setzen, um das Fenster so weit wie möglich zu öffnen.« Der Botschafter betonte, dass die meisten Programmpunkte der Deutschen Woche nicht bloß ein schönes Bild von Deutschland zeigen, »sondern auch zum Nachdenken anregen, ohne Antworten vorzugeben«. Das Themenspektrum reicht von der Verschrottung von Atom-U-Booten in Murmansk über Poesie bis zur Medienvielfalt. Einige Akzente »gefallen den Russen nicht«, räumte Grinin ein. Doch als moderne Menschen seien die Russen aufgeklärt genug, bei den Veranstaltungen Beifall zu klatschen oder kritische Fragen zu stellen.
In Russland lernen drei Millionen Bürger Deutsch als Fremdsprache, so viele wie sonst in keinem anderen Land der Erde. In Brandenburg haben immer noch 13 000 Schüler Russischunterricht. In der Bundesrepublik ist das ein Spitzenwert.
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