Gericht sagt Basta zu den Pastafaris
Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters scheitert mit Klage gegen das Land Brandenburg
Templin. Rückschlag für die Nudeljünger: Die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters hat im Rechtsstreit mit dem Land Brandenburg vor dem Landgericht Frankfurt (Oder) eine Niederlage erlitten. Die Klage gegen das Verbot von Hinweisschildern auf die sogenannten Nudelmessen in Templin (Uckermark) sei abgewiesen worden, sagte Gerichtssprecherin Susanne Cramer am Mittwoch. »Dieses Urteil ist nur der Schritt in die nächste Instanz«, kommentierte der Kläger Rüdiger Weida, der Vereinsvorsitzende der Templiner Spaghettigläubigen. »Wir werden in Berufung gehen und vor dem Oberlandesgericht weiter kämpfen.«
Mit seinem Urteil schloss sich das Landgericht der Argumentation der Rechtsvertreterin des Landesbetriebs Straßenwesen an. Diese hatte etwaige Vereinbarungen zwischen dem Landesbetrieb und dem Verein der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland über das Aufstellen der Schilder vor Gericht aufgekündigt. Die ursprünglich vor Gericht behandelte Frage, ob es eine solche Vereinbarung überhaupt jemals gegeben hatte, entfiel dadurch.
Die deutsche Sektion der Spag᠆hetti-Kirche, deren Anhänger sich selbst als Pastafaris bezeichnen, geht auf eine Protestbewegung in den USA zurück. Dort entstand diese neue und absurd klingende Religion als Antwort auf besonders abstruse Richtungen der klassischen Religionsgemeinschaften, etwa derjenigen, die sich bei ihrer Interpretation der Bibel nicht durch naturwissenschaftliche Erkenntnisse beirren lassen und das Alter Methusalems und anderer Gestalten des Alten Testaments stur zusammenrechnen und auf ein Alter der Erde von nur rund 5000 Jahren kommen. Im Extremfall wird dann auch noch verlangt, die wörtlich genommene Schöpfungsgeschichte gleichberechtigt mit Darwins Evolutionslehre oder sogar an ihrer Stelle im Biologieunterricht zu behandeln. Die Pastafaris beten das Spaghettimonster an. Sie geben zu, dies sei zwar Nonsens, aber nicht unsinniger als alle anderen religiösen Vorstellungen.
In Templin möchten die Pastafaris am Ortseingang so wie die christlichen Kirchen auf ihre Gottesdienste hinweisen. Bei den Nudelmessen werden freitags gemeinsam Nudeln verzehrt und Bier getrunken.
Spaghetti-Priester Weida pocht in dem Streit auf eine mit dem Landesbetrieb Straßenwesen geschlossene Vereinbarung, in der seine Kirche als Weltanschauungsgemeinschaft anerkannt worden sei. Das Land bestritt auch vor Gericht die Existenz dieser Vereinbarung, weshalb Weida eine Anzeige wegen Prozessbetrugs gegen die Rechtsvertreterin des Landes prüft. nd/Agenturen
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