Außenpolitischer Erfolg für Israel

Diplomatische Vertretung in den Vereinigten Arabischen Emiraten eröffnet neue Kontaktmöglichkeiten

  • Oliver Eberhardt
  • Lesedauer: 3 Min.
Israel hat eine diplomatische Vertretung in den Vereinigten Arabischen Emiraten eröffnet. Dort hatten mutmaßliche Mossad-Agenten 2010 den Hamas-Funktionär Mahmud al Mabhouh getötet.

Zum Amtsantritt gab es keine Häppchen und kein offizielles Treffen mit dem Staatsoberhaupt des Gastlandes. Vertreter der israelischen Regierung und ihre Kollegen in den Vereinigten Arabischen Emiraten ließen keine Gelegenheit aus, um die Sache klein zu reden: Nein, man habe keine diplomatischen Beziehungen aufgenommen, heißt es hier wie dort, und Israel habe auch weder Botschaft noch Konsulat in den VAE eröffnet.

Und dennoch: In Abu Dhabi, das ist die Hauptstadt des Golfstaates, arbeiten nun israelische Diplomaten, in einer Botschaft, mit einem Botschafter als Chef. »Unsere Anwesenheit ist ein Paradebeispiel dafür, wie man hier sein kann und doch nicht da«, sagt ein hochrangiger Mitarbeiter des israelischen Außenministeriums. Denn offiziell befindet sich die diplomatische Vertretung Israels zwar auf VAE-Gebiet, aber nicht in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Offiziell ist die Botschaft bei IRENA angesiedelt, der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien, die zu den Vereinten Nationen gehört. Israel ist der erste und bislang einzige Staat, der der Organisation eine eigene diplomatische Vertretung gewidmet hat. »Die anderen Mitgliedstaaten werden bei uns durch ihre Botschaften in den Emiraten oder in Nachbarländern vertreten,« sagt IRENA-Sprecher Timothy Hurst, und fügt hinzu, dass es aber wohl abseits von Konferenzen eher selten etwas zu tun gebe.

Die Eröffnung der Botschaft wird von der israelischen Regierung aus einem anderen Grund als wichtiger außenpolitischer Erfolg gefeiert: Schon seit Jahren sucht man die größere Nähe zu den Staaten auf der arabischen Halbinsel. Doch dort scheut man sich vor der Aufnahme direkter diplomatischer Beziehungen, vor allem mit Blick auf die öffentliche Meinung, die stark gegen Israel eingestellt ist. Bis in die ersten Jahre der zweiten Intifada hinein unterhielt Israel auch offen Handelsmissionen in Katar und Oman; sie wurden aber nach einigen kontroversen israelischen Militäroperationen geschlossen.

Jahrelang warb Israel danach darum, dass IRENA in Abu Dhabi angesiedelt wird. Das Kalkül: Die Vereinigten Arabischen Emirate sind, anders als viele andere Staaten auf der arabischen Halbinsel, vergleichsweise liberal. Durch die große Zahl an westlichen Besuchern fallen Israelis nicht übermäßig auf. Gleichzeitig besucht auch regelmäßig eine Vielzahl arabischer Politiker und Funktionäre den Staat; es fällt also leicht, persönlich Kontakte zu pflegen.

Gescheitert wäre man fast am Mossad, der in Israel am stärksten auf eine größer Nähe zu den arabischen Staaten drängt. 2010 wurde in einem Hotel in Dubai der Hamas-Funktionär Mahmud al-Mabhouh getötet; er soll Raketen und andere Waffen in den Gazastreifen geschmuggelt haben. Nach Ansicht der Polizei in den VAE haben Agenten des Mossad al Mabhouh ermordet.

Mehrere Jahre lang stellte man darauf hin die inoffiziellen Kontakte ein. Öffentlichkeitswirksam wurde auch der israelischen Tennisspielerin Schahar Peer die Einreise zu einem internationalen Turnier verweigert.

Doch selbst in dieser Zeit betonten dortige Regierungsvertreter - wie es auch die Kollegen in Katar, Saudi-Arabien und Oman regelmäßig tun - die gemeinsamen strategischen Interessen.

Seit dem Atomabkommen mit Iran und dem Beginn des Krieges in Jemen, der vor allem dem iranischen Bestreben um Einfluss in der Region zugeschrieben wird, wurde offensichtlich, dass man Kontakten einen besonderen Stellenwert beimisst. Regelmäßig trafen sich israelische und arabische Regierungsvertreter am Rande von Veranstaltungen der Vereinten Nationen oder westlicher Regierungen.

Seit die israelischen Diplomaten, allesamt mit langjähriger Erfahrung im Sicherheitsapparat, bei IRENA eingezogen sind, ist man nun ganz nah beieinander, während die Vereinigten Emirate gleichzeitig sagen können, dass man keinen Einfluss darauf habe, welcher Staat bei der Agentur vertreten ist. Ein ähnliches Konstrukt hatte sich jahrzehntelang auch zwischen Kuba, Iran und den Vereinigten Staaten bewährt.

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