Baugruben können auch anders

Das Leipziger Straßenfest »Karli-Beben« wurde aus der Not geboren - jetzt ist es ein Renner

  • Danuta Schmidt, Leipzig
  • Lesedauer: 3 Min.
Bereits zum fünften Mal soll am 16. April die Leipziger Karl-Liebknecht-Straße beben. Das sogenannte »Karli-Beben« ist zu einem der größten Straßenfeste Leipzigs geworden, zuletzt kamen 13 000 Besucher.

Leipzigs Karl-Liebknecht-Straße, umgangssprachlich Karli genannt, ist ein 2,5 Kilometer langer Boulevard, der vom südlichen Stadtzentrum in den Leipziger Süden zum Connewitzer Kreuz führt. Im Januar 2014 begannen die umfangreichen Baumaßnahmen zur Modernisierung der Verkehrsader. Der Straßenraum um die Straßenbahnlinie 11 wurde für alle Nutzer, also Autofahrer, Fahrradfahrer, Fußgänger und Benutzer der Straßenbahn umgestaltet. Die Belastungen durch die zweijährige Baustelle hatte für die Gewerbetreibenden dort schmerzliche Umsatzeinbußen zur Folge. So kam man auf die Idee, große Straßenfeste unter dem Namen »Karli-Beben« zu organisieren, um einer drohenden Verödung der Gegend etwas entgegenzusetzen.

Am Sonnabend, den 16. April, findet nun bereits das 5. »Karli-Beben« statt - auch wenn die Sanierung der Straße inzwischen abgeschlossen ist. Die meisten Händler freut das. Nach Ansicht von Frank Thiel, der das »Karli-Beben« mit ins Leben gerufen hat, ging allerdings Atmosphäre verloren: »Die Karl-Liebknecht-Straße ist nicht nur eine wichtige Verkehrsachse, sondern ein seit 25 Jahren gewachsener Lebensraum. Unfertiges und Unreguliertes hatte seinen Reiz.« Dieser Reiz sei nun verbaut, aber er bleibe optimistisch.

Immerhin ist das Straßenfest - aus aus eigener Kraft und ehrenamtlich durch Betroffene entwickelt - inzwischen zu einer Marke der Stadt Leipzig geworden. Das »Karli-Beben« vereint Gastronomen - mit dabei sind so bekannte Lokale wie das »Volkshaus«, das »Killywilly« und das Kunsthaus »die naTo« - und viele andere Gewerbetreibende. Involviert sind Tabakläden, ein Wasserbetten-Studio, Reisebüros, ein Schuhladen, ein Ticket- und Geschenkeladen und andere.

Die letzten vier »Karli-Beben« seien in der Vorbereitung beschwerlich gewesen, sagt Thiel. Aber auch herausfordernd, aufregend und wunderbar bunt. »Dass wir alle, die hier in der Karli leben und arbeiten, das Lachen nicht verlernt haben, liegt natürlich an unseren sonnigen Gemütern. Was wir uns am 16. April wünschen ist: gemeinsam feiern, Musik hören, Tanzen, gute Gespräche führen und unserer Straße zu einer großen authentischen Lebendigkeit zu verhelfen.«

Bereits im Vorfeld des Festes im vergangenen Jahr stellte die Stadt etliche Auflagen an die Veranstalter, so ein Sicherheitskonzept und ein Sondernutzungsplan, welche die Machbarkeit des »Karli-Beben« in Frage stellte. Daraufhin wurde ein eingetragener Verein gegründet. »Die Anforderungen der Stadt brachten uns in diesem Jahr personell und finanziell als Verein an unsere Grenzen«, berichtet Thiel.

Nun ist die Baustelle weg, die Händler haben die harte Zeit überstanden - und das »Karli-Beben« bleibt. Wohin soll die Entwicklung gehen? Thiel: »Wir wollen Lebens- mit Erlebnisqualität verbinden, sozialen Frieden leben, künstlerische Angebote generieren, die lokale Wirtschaft stärken und für einen interkulturellen Austausch sorgen.«

In diesem Jahr finden an 40 Orten - so viel wie nie zuvor - Aktionen, Live-Musik und Partys statt. Alle Generationen sind angesprochen, den ganzen Tag ist was los. Ab 10 Uhr gibt es den »Feinkostflohmarkt«, um 15 Uhr ist Programm für die Kleinsten vor dem »La Boum«. Ab 19 Uhr wird die Straße für den Verkehr gesperrt, dann wird die Karl-Liebknecht-Straße zur Party-Meile. Das Programmheft zum »Karli-Beben« informiert über alle Aktionen in den Geschäften, Bars und Restaurants. Der Eintritt ist frei.

Mehr im Internet unter: www.facebook.com/karlibeben

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