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Ernst Thälmann

Kalenderblatt

  • Lesedauer: 2 Min.

Eigentlich kann er einem leid tun. Keiner scheint sich mehr für ihn zu interessieren. Auch die Linke hat ihn vergessen. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen und der Karl Dietz Verlag hatten sich - vor vielen, vielen Jahren - noch um eine historisch-kritische Einordnung seiner Person und seiner Leistungen wie Fehlleistungen bemüht. Und jetzt?

Bis auf eine kleine Schar Getreuer, die sein Vermächtnis bewahren wollen, in Hamburg und in Ziegenhals, erinnert kaum einer mehr an Ernst Thälmann. Abgesehen von jenen, die nicht müde werden, ihn zu denunzieren und zu diskreditieren und immer wieder zu beklagen, dass er in Ostdeutschland nach wie vor »allgegenwärtig« sei. Oder wie Klaus Schröder vom FU-Forschungsverbund SED-Staat wetterte: »Es wimmelt nur so von Thälmann- Straßen und -Plätzen und im Bezirk Prenzlauer Berg steht ein gewaltiges Thälmann-Denkmal.« Verbunden wird dies mit der Forderung, ihn aus dem Straßenbild der Städte und Gemeinden zu tilgen, weil er den bürgerlichen Staat zerschlagen wollte. Es gab viele, die das wollten und omnipräsent sind.

Ernst Thälmann, vor 130 Jahren, am 16. April 1886 in Hamburg geboren, hatte nicht das Charisma einer Luxemburg und die Weitsicht eines Gramsci, war nicht so »allmächtig« im Geist wie Marx. Aber er hat sich bemüht, eine Spur zu hinterlassen. Er war gewiss von einfachem Gemüt, jedoch aufrecht, was die Verteidigung von Arbeiterinteressen gegen die großen Konzerne betraf. Der Vorsitzende der KPD (ab 1925) und deren Reichstagsabgeordneter (ab 1924) hatte Lehrer werden wollen, musste aber früh im kleinen Geschäft seines Vaters arbeiten und sich hernach als Ungelernter im Hamburger Hafen verdingen; zeitweise lebte er in einem Obdachlosenasyl. All das prägte. Er zeichnete mitverantwortlich für den abenteuerlichen, kläglich gescheiterten Hamburger Aufstand von 1923 und zeigte kein Rückgrat, als es im Interesse des deutschen Proletariats und der deutschen Partei gewesen wäre, Moskauer Diktat zu widerstehen. Er machte Links- und Rechtsschwenkungen - je nach Standpunkt - mit. Aber er war ein Antifaschist durch und durch, auch wenn er die fatale »Sozialfaschismusthese« mittrug.

Stalin ließ seinen im März 1933 von den Nazis verhafteten Gefolgsmann fallen, bemühte sich nicht um dessen Befreiung bzw. dessen Austausch im Krieg. Ein tragisches Leben, das am 18. August 1944 mit seiner Ermordung im KZ Buchenwald endete. Und das nicht vergessen werden sollte. Yolanta Schielmann

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