Europas stiller Krieg gegen die Geflüchteten
Tom Strohschneider über die jüngste Tragödie im Mittelmeer, folgenlose Trauerreden und das staatlich geduldete Sterben der Geflüchteten an den Grenzen der Festung Europa
»Wir sind uns insgesamt schuldig, dass wir hier mehr tun.« Mit diesen Worten hat Angela Merkel auf den Untergang eines Bootes mit hunderten Geflüchteten im Mittelmeer reagiert. Das ist genau ein Jahr her. Wie viele Menschen damals starben, weiß immer noch niemand. 800, vielleicht über 900. Und doch war das Unglück keine Ausnahme - in den Tagen zuvor, so wurde seinerzeit vermeldet, waren bereits über 1.000 Geflüchtete im Mittelmeer ertrunken. »Wir werden alles tun«, hatte die Kanzlerin gesagt, »um zu verhindern, dass weitere Opfer im Mittelmeer vor unserer Haustür umkommen auf quälende Art und Weise.« Das Sterben ging weiter.
Und es geht weiter: Ein Jahr nach der von Politkern in Europa wortreich betrauerten Tragödie sind wieder Menschen im Mittelmeer ertrunken. Wie viele Tote es diesmal sind, war am Montag noch nicht klar - Meldungen sprachen von bis zu 400 Opfern. Somalier vor allem, die vor Not, Verfolgung und Krieg geflohen sin...
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