Essen: Festnahmen nach Anschlag auf Sikh-Tempel

Mutmaßliche Täter sollen Bezüge zum militant-islamistischen Milieu haben / Bombe war am Samstag in einem Gebetshaus explodiert / Ermittler sprechen von Terrorakt

  • Marcus Meier
  • Lesedauer: 2 Min.

Nur durch Zufall kam es nicht zu Dutzenden Toten, als am Samstag eine Bombe in einem Essener Sikh-Tempel explodierte. Die Polizei hat nun zwei 16-Jährige festgenommen, die dringend tatverdächtig sind. Sie haben offenbar Bezüge ins militant-islamistische Milieu.

Gut 100 Stunden nach dem Bombenanschlag auf eine Essener Sikh-Gemeindezentrum hat die Polizei in der Nacht auf Donnerstag zwei Tatverdächtige festgenommen. Es handelt sich um zwei 16-Jährige aus Essen und Gelsenkirchen, die laut Essens Polizeipräsident Frank Richter »klare Bezüge zur Terrorszene« aufwiesen. Beide Jugendlichen haben demgemäß deutliche Kontakte in die islamistische Milieu.

Einer der Täter habe sich gestellt, der zweite sei im Elternhaus festgenommen worden. Sie werden nun dem Ermittlungsrichter vorgeführt. Den Durchbruch brachte eine Öffentlichkeitsfahndung mit Fotos der Tatverdächtigen. Sie stammten von einer Überwachungskamera eines lokalen Verkehrsunternehmens. Laut Medienberichten sympathisierte zumindest einer der beiden Jugendlichen mit dem »Islamischen Staat« (IS). Das mochten die Ermittler nicht bestätigen.

Der Einsatz sei noch nicht beendet, man werde weiterhin Spuren verfolgen und Hinweisen folgen, so Einsatzführer Polizeidirektor Michael Schemke. Beide Tatdverdächtigen seien polizeibekannt. Sie hätten noch keine Aussagen zu ihrer Motivation gemacht.

»Der Sachverhalt ist eine hochkomplexe Angelegenheit«, mochte sich der Leitende Oberstaatsanwalt Walther Müggenburg nicht über etwaig erfüllte Straftatbestände äußern. Zum jetzigen Zeitpunkt könne man aber noch nicht vom ersten IS-Anschlag Deutschlands sprechen.

Alle drei Strafverfolgungspraktiker sprachen von »Tätern«, nicht von Tatverdächtigen. »Der Beschuldigtenstatus ist sehr, sehr fest«, sagte Polizeipräsident Richter auf nd-Nachfrage. Nur durch Zufall seien bei dem Anschlag keine Personen zu Tode gekommen. Richter: »Es hätte sehr viel mehr passieren können, wenn sich noch Personen in dem Gebetsraum selbst aufgehalten hätten.«

Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) zeigte sich erleichert, weil »die Täter« schnell dingfest gemacht worden seien. Er sei jedoch besorgt ob ihres Bezuges zur islamistischen Szene.

Bei dem Anschlag auf eine der beiden Essener Sikh-Gemeinden waren am frühen Samstag-Abend drei Personen verletzt worden, eine davon schwer. Potenziell hätten 100 Besucher einer Hochzeit betroffen sein können, die in dem Gemeindekomplex, jedoch ein Stück weit abseits des Gebetsraums feierten. Bis zu 100 Polizeibeamte waren im Einsatz. Zwei zunächst Tatverdächtige wurden am Mittwoch wieder auf freien Fuß gesetzt. Gemeindemitglieder verwiesen auf ein Islamismus-Problem und auf entsprechende Hass-Kommentare in sozialen Netzwerken. Die Essener Sikh-Gemeinde plant für das Wochenende eine mehrstündige Prozession in der Essener Innenstadt, bei der sie 6000 Gläubige erwartet.

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