Der Tüttelchen-Staat

Im Zweifel rechts - für Axel Springer und seinen 1946 gegründeten Verlag gab es die DDR nur als »DDR«. Auch dann noch, als sich sogar die CDU mit der Realität des anderen deutschen Staates abgefunden hatte. Von Jürgen Amendt

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: ca. 5.0 Min.

Für die Welt begann das Ende der DDR mit dem Fall der Mauer am 9. November 1989. Für die »Welt« endete die »DDR« dagegen bereits mehr als drei Monate zuvor: Am 1. August 1989 wurde die Deutsche Demokratische Republik in der zum Axel-Springer-Konzern gehörenden Tageszeitung erstmals ohne Anführungszeichen geschrieben. Bis dahin wurde der andere deutsche Staat stets nur mit Tüttelchen zum Quasi-Staat abgewertet. Konzerngründer Axel Cäsar Springer hatte diese Schreibpraxis einmal gegenüber einem Kölner Rechtsanwalt, der in einem Leserbrief an die »Welt« die Nennung der DDR in Anführungszeichen als »kleinkariert« kritisiert hatte, mit einem Satz des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt (SPD) begründet. Die »DDR« sei »weder deutsch noch demokratisch noch eine Republik«. Sie sei ein »sowjetischer Satellitenstaat«, eine Parteidiktatur der SED, die gegen den Willen der Bevölkerung regiere. Für ihn gebe es »keinen Grund, die Anführungsstriche f...


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