Schülerstreik kontra Rassismus

Tausende nehmen an bundesweitem Aktionstag von Schülern, Studenten und Azubis teil

  • Maria Jordan
  • Lesedauer: 2 Min.
Mangelnder Bildungs- und Arbeitszugang für Flüchtlinge sind die Punkte, gegen die Teilnehmer der Schülerdemo unter dem Motto »Schulter an Schulter für eine Welt ohne Ausgrenzung, Abschiebung und Krieg!« protestierten.

Auf dem Platz zwischen Einkaufszentrum und dem Bahnhof Gesundbrunnen tummeln sich am Mittwochvormittag mehrere hundert Jugendliche. Einige halten Schilder und Fahnen, andere begutachten das bunte Treiben eher skeptisch. Sie nutzen vielleicht nur die Gelegenheit für einen schulfreien Tag. Hinter den Lautsprecherwagen, aus denen Bob Marley ertönt, werden noch Transparente bemalt, viele der jungen Aktivisten verteilen Flyer an Passanten, bis sich der Demonstrationszug in Bewegung setzt.

Das Bündnis »Jugend gegen Rassismus« ist ein Zusammenschluss von verschiedenen antirassistischen Jugendgruppen die am Mittwoch erneut zu einem bundesweiten Aktionstag unter dem Motto »Schulter an Schulter für eine Welt ohne Ausgrenzung, Abschiebung und Krieg!« aufruft.

Auch in diesem Jahr bestreiken in mindestens zwölf verschiedenen Städten Schüler, Auszubildende und Studenten ihre Bildungseinrichtungen, um gegen Übergriffe, Diskriminierung und die aktuelle Asylpolitik zu protestieren. »Wir als Jugendliche und junge Erwachsene wollen ein Zeichen setzen: gegen die rassistische Stimmung in Deutschland und Europa und für einen solidarischen und gerechten Umgang mit allen geflüchteten Menschen«, sagt Jan Börger vom Bündnis. Anlass sind die steigenden Übergriffe gegen Geflüchtete, Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte und die Wahlerfolge der AfD.

Die Protestierenden kritisieren neben der rassistischen Grundstimmung auch konkret den mangelnden Bildungszugang und Arbeitsverbote für Geflüchtete. Sie zeigen sich solidarisch mit denen, die aufgrund ihrer Herkunft oder ihres Aufenthaltsstatus keine Chance auf Bildungs- oder Arbeitsplätze haben. Ansatzpunkt ihrer politischen Arbeit sind die Schulen, Unis und Ausbildungsbetriebe, an denen sich die Jugendlichen selbst täglich aufhalten. Sie demonstrieren daher für »eine Schule, eine Stadt, eine Welt ohne Ausgrenzung, Abschiebung und Krieg«.

Die Jugendaktivisten erhoffen sich von dem Aktionstag auch bisher unpolitische Schüler und Studenten zu einer kritischen Auseinandersetzung mit den Verhältnissen zu bewegen. »Das Ziel des Streiks ist es, an Schulen, Ausbildungsstätten und Unis Jugendliche für antirassistische Politik zu gewinnen«, so Jaqueline Katherina Singh aus dem Koordinierungskreis des Bündnisses. Und mehr noch, findet Böger: »Wir hoffen, dass aus der Initiative eine antirassistische Jugendbewegung entstehen kann.« Vielleicht sogar mit denen, die bisher nur streiken, um die Schule zu schwänzen.

Schon im letzten Jahr demonstrierten tausende Schüler und Studenten beim »Refugee Schulstreik« vor dem Roten Rathaus gegen eine Verschärfung des Bleiberechts. Obwohl die politische Brisanz aufgrund der aktuellen Situation in Deutschland und Europa noch dringlicher scheint als zuvor, ist die Demo weniger kraftvoll als in den letzten Jahren. Das mag am schlechteren Wetter oder am abgelegeneren Standort liegen. Die Polizei zählt trotz allem etwa 2700 Teilnehmer.

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