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Anzahl der Bürgerstiftungen steigt

Sachsen-Anhalt: Trotz geringer Zinsen gibt es auch weiterhin Interesse an Neugründungen

  • Dörthe Hein, Halle
  • Lesedauer: 3 Min.
Privates Geld für einen gemeinnützigen Zweck einsetzen - Stiftungen sind eine Möglichkeit dafür. In Sachsen-Anhalt spielen Bürgerstiftungen zunehmend eine wichtige Rolle - etwa in Halle oder Stendal.

Obwohl es derzeit kaum Zinsen gibt, ist in Sachsen-Anhalt das Interesse an der Gründung von Stiftungen ungebrochen. »Wir erkennen durchschnittlich pro Jahr zehn neue Stiftungen an«, sagte die dafür zuständige Sachbearbeiterin Silvia Trautmann vom Landesverwaltungsamt in Halle der dpa. »Wir haben etwa 50 Initiativen im Jahr.« Trautmann berät die Interessenten, klärt deren Motivation und ob das starre Modell der Stiftung wirklich günstiger ist als etwa ein Förderverein oder eine gemeinnützige GmbH. »Viele schreckt der Ewigkeitsgedanke dann wieder ab«, sagte Trautmann.

Am Freitag wurde in Magdeburg der sechste Stiftungstag des Landes veranstaltet. Dort stellten sich Stiftungen vor und tauschten sich aus. Derzeit, so Trautmann, gebe es 284 Stiftungen im Land, am Freitag sollten zwei neue hinzu kommen. Eine Bürgerinitiative hat die Stiftung »Rathaus Halle (Saale)« errichtet hat, um die Erinnerung an das Architekturensemble Altes Rathaus und Ratswaage zu bewahren. Reaktiviert wird die »Gerlhoff-Brandt'sche Stiftung« aus dem Jahr 1890 in Osterburg. Ein kinderloses Ehepaar hatte damals sein Vermögen mit Hausgrundstück und Garten sowie Wertpapieren und einem Sparbuch zur Verfügung gestellt. Die Erträge des Kapitals sollten zu Weihnachten an bedürftige kirchliche Familien oder Einzelpersonen verteilt werden. Auch die Gräber des Stifterehepaares sollten aus den Erträgen der Stiftung gepflegt werden.

Angesichts der schlechten Ertragslage und des oft geringen Stiftungskapitals versucht Trautmann zunehmend, Stiftungen zur Zusammenarbeit zu bewegen. Wenn fünf Stiftungen jeweils 200 Euro gäben, könne das eine oder andere Projekt eben doch auf die Beine gestellt werden. Viele tatkräftige Stifter erlebten die niedrigen Zinsen der vergangenen Jahre als enormes Handicap: »Manch einer ist schon gefrustet und möchte alles hinschmeißen«, berichtete Trautmann. Tatsächlich getan habe das noch keiner. »Ehe wir eine Stiftung auflösen, muss schon viel passieren.«

Das Landesverwaltungsamt versucht zudem, in Vergessenheit geratene Altstiftungen zu reaktivieren. Zum Stichtag 1. Oktober 1947 gab es laut Trautmann 1788 Stiftungen im damaligen Sachsen-Anhalt. Viele wurden später aufgelöst. Seit 1990 seien 96 wieder reaktiviert worden. Dennoch sei das Schicksal von etwa 700 weiteren Stiftungen ungewiss.

Insgesamt geht es laut Trautmann darum, im Land wieder eine Stiftungslandschaft aufzubauen. Eine neue Stiftung müsse in Sachsen-Anhalt mindestens über ein Kapital von 50 000 Euro verfügen. Im Vergleich zu westdeutschen Bundesländern sei das wenig. »Manchmal ist Zeitstiften mehr wert als Geld«, sagte Trautmann. Eine zunehmende Rolle spielten aktive Bürgerstiftungen beispielsweise in Halle, Quedlinburg und Stendal. Sie setzten sich breitgefächert für Alten- und Jugendprojekte, Kunst und Kultur sowie den Sport ein.

Laut dem Bundesverband Deutscher Stiftungen ist die Stiftungsdichte in Sachsen-Anhalt im bundesweiten Vergleich recht gering. Auf 100 000 Einwohner gebe es hier 13 Stiftungen - genau so wie in Sachsen. Weniger sind es mit acht Stiftungen je 100 000 Einwohnern in Brandenburg und zehn in Mecklenburg-Vorpommern. Der bundesweite Schnitt liegt bei 26 Stiftungen je 100 000 Einwohner, an der Spitze liegt Hamburg mit 78. dpa/nd

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