Osama - Szenen einer Jagd
Roland Etzel zum Tötungsvideo der CIA
Amerikaner haben es nicht so mit der Pietät. Erst schießen, dann muss man auch nicht mehr fragen. Das gehört zum Grundverständnis der Nation, auf der Straße wie im Film. Einen solchen gibt es nun auch für alle darüber, wie man Osama bin Laden zur Strecke brachte, Die Tötung kann, der CIA sei Dank, in Zeitlupe genossen werde - wenn man's denn kann. Nicht alle konnten es damals. Die aktuelle Präsidentschaftskandidatin muss noch immer dementieren, dass sie seinerzeit bei der Liveshow im Weißen Haus menschliche Regungen gezeigt haben soll. Nein - es war natürlich nur ein Hustenanfall, denn alles war ja so wunderbar.
Anders darf man es kaum sehen, müsste man doch sonst einräumen, dass es sich um eine extralegale Hinrichtung gehandelt hat, nach illegalem Eindringen auf fremdes Territorium, ohne den Versuch der Gefangennahme, ohne Gericht, ohne Verhandlung, ohne Verteidigung.
Und man müsste dann sicher auch sagen, dass dies die übliche Auffassung der USA von internationalem Recht ist; dass es Amerika für vollkommen legal hält, auf fremdem Territorium ohne Ankündigung oder gar Erlaubnis mittels Drohnen Menschen abzuschießen, von denen es nur selbst behauptet, das seien Terroristen. Bleibt wohl nur eine offene Frage: Bekommt man trotzdem oder gerade deswegen den Friedensnobelpreis?
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.