Nur noch Mord und Totschlag
Laufen im Fernsehen zu viele lebensferne Krimis und zu wenige Geschichten aus der Arbeitswelt?
In der Literatur, so sagte es einmal Marcel Reich-Ranicki, gibt es eigentlich nur zwei Themen: die Liebe und den Tod. Alles andere sei »Mumpitz«. Mumpitz war für ihn auch das tägliche Schauspiel auf der Mattscheibe. 2008 lehnte der damals 88-Jährige den Deutschen Fernsehpreis ab. Ihn erschreckte der Stumpfsinn all dieser an jenem Abend ausgezeichneten TV-Produktionen so sehr, dass ihm später eine Aussage entfuhr, die auch ein Ex-Gefangener der Folterkammern von Guantánamo äußern könnte: »Ich finde es schlimm, dass ich das erleben musste.«
Als der norddeutsche DGB-Bezirksvorsitzende Uwe Polkaehn unlängst in einem viel beachteten Interview forderte, im Fernsehen müsse die »Inflation an Thrillern und Krimi-Serien« gestoppt werden zugunsten anspruchsvoller Geschichten aus der Arbeitswelt à la Rainer Werner Fassbinder, da erntete er in den Online-Kommentarspalten viel Spott. Mit seinem Statement stimmt der Gewerkschafter vordergründig in die...
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