Ein Superreformer

Martin Leidenfrost hatte in Kiew eine Begegnung mit der personifizierten sozialen Kälte

  • Martin Leidenfrost
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Ich warte in Kiew auf den slowakischen Reformer Ivan Mikloš. Zeitschriften wie »Euromoney« priesen ihn als besten Finanzminister der Welt. Nun wäre er fast Finanzminister in der Ukraine geworden.

Ich warte in Kiew auf den slowakischen Reformer Ivan Mikloš. Als ich 2004 aus Österreich in die Slowakei zog, war ich noch jung, und seine radikale Steuerreform - 19 Prozent auf alles! - faszinierte mich damals. Zeitschriften wie »Euromoney« priesen ihn als besten Finanzminister der Welt. Zwölf Jahre realen Alltags in einem neoliberalen Musterstaat und die Erkenntnisse aus der Finanzkrise trieben mir jede Versuchung von Wirtschaftsliberalismus aus. Das habe ich ihm angekündigt. Wie viele andere US-nahe Ausländer ist Mikloš nun Berater der ukrainischen Regierung. In Kiew weiß niemand, dass seine letzte Ministerschaft 2012 mit einem monatelangen Kollaps der slowakischen Steuereinhebung endete.

Ich erwarte ihn im Kiewer Regierungsviertel, im von ihm vorgeschlagenen Café »Gorchitsa«. Überrascht sehe ich zu, wie mir die Kellnerin einen Untersatz unter meinen Handkoffer schiebt. In dem Moment, da Mikloš schlank und hochgewachsen eintrit...


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