Angezählt
Labour zurück an Londons Spitze, aber mit Verlusten in Schottland, Wales, England
London. Die britischen Regional- und Kommunalwahlen waren zum ersten wirklichen Test für den linken Labour-Chef Jeremy Corbyn erklärt worden. Den Sozialdemokraten wurden deutliche Verluste vorausgesagt. Doch ganz so schwach hat Labour doch nicht abgeschnitten. Größter Lichtblick ist der Sieg in London. Nach acht Jahren Regentschaft des Konservativen Boris Johnson übernimmt mit Sadiq Khan nicht nur ein Linker, sondern auch ein Anwalt mit Migrationshintergrund das Amt des Oberbürgermeisters. Der Sohn eines Busfahrers aus Pakistan war für die Hauptstadt des Vereinigten Königreich, die stolz auf ihr Image als Schmelztiegel ist, offenbar der perfekte Kandidat. Nach Auszählung von 80 Prozent der Stimmzettel hatte Khan laut Behörden einen Vorsprung von neun Prozent vor dem Tory-Kandidaten Zac Goldsmith.
Während sich die Auszählung auch in Nordirland hinzog, konnten in Schottland und Wales schon am Mittag die Ergebnisse gefeiert werden. In der walisischen Nationalversammlung bleibt Labour stärkste Kraft. Die Partei verlor jedoch mehr als sieben Prozentpunkte, während die EU-feindliche United Kingdom Independence Party um über zwölf Prozentpunkte zulegte und damit erstmalig Mandate in dem Landesteil errang. In Schottland feierte Nicola Sturgeon, Chefin der Scottish National Party, ihr Abschneiden als »historischen Sieg«, obwohl sie die absolute Mehrheit verlor. Die Tories konnten in Schottland am stärksten zulegen und Labour in seiner einstigen Hochburg im Kampf um Platz zwei schlagen.
40 Millionen Bürger waren am Donnerstag zu den Wahlen aufgerufen. In sieben Wochen dürfen viele von ihnen schon wieder abstimmen, wenn die konservativ geführte Regierung von Premier David Cameron über die EU-Mitgliedschaft Großbritanniens entscheiden lässt. nd Seite 7
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