Karneval der Klischees?

Theatertreffen: »Schiff der Träume« vom Deutschen Schauspielhaus Hamburg

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Wir reisen nicht mehr, wir werden transportiert. Aus der Poesie der Ausfahrt wurde die Ökonomie des Pauschaltourismus. Die Geschichte der Seefahrt ist auch eine Geschichte der Entseelung von Expeditionen. Als die letzte Magie einst auf den ersten Realismus traf, war die Niederlage des meerweiten Zaubers bereits besiegelt, und die Zerstörung der ozeanischen Empfindung trug bald einen Namen: Kreuzfahrtschiff. Die Ausgriffe des Verlangens und Begehrens sind damit endgültig jener Blutleere gewichen, die das Großstädtische, das Mehrstöckige bequem aufs Wasser setzt. Das Kreuzfahrtschiff ist die moderne Arche Noah der Unempfänglichen, die sich epidemisch vermehren. Liegestuhlbatterien auf dem Oberdeck: Halbwelten einer Müdigkeit, bei der das Horizontale nur noch eine Frage der Technik ist, wie man am schnellsten wegdämmert.

Auf so einem Kreuzer schipperte das Berliner Kulturwochenende ins 53. Theatertreffen: »Schiff der Träume«, nach Fellini...


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